Die negativen Folgen von Konfrontationen mit Nazis, von Repression oder Erlebnissen während einer Aktion sind vielfältig. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch kontinuierlich mit euren Emotionen auseinandersetzt, euch gegenseitig unterstützt und füreinander da seid. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, angefangen bei Check In- und Abschluss-Runden bei den regelmäßigen Treffen deiner (Bezugs-)Gruppe bis hin zum Wahrnehmen von Angeboten der ‚Out of Action‘ – Gruppe in eurer Stadt.
Emotion und Aktion
Reflektiert eure Ängste und Grenzen und nehmt euch beim Vorbesprechen von Aktionen ausreichend Zeit, um euch darüber auszutauschen. Das sollte ein wichtiger Teil der Vorbereitung sein und ist grundlegend, um eine Aktion möglichst sicher durchführen zu können. Es sollte jederzeit möglich sein, sich vor und während der Aktion für einen Abbruch zu entscheiden. Überlegt ausführlich einen Umgang für den Fall, dass (Sicherheits-)Bedürfnisse von Personen übergangen werden. Genauso wichtig ist die Nachbereitung. Sprecht darüber, wie ihr euch in welcher Situation gefühlt habt, was das in euch ausgelöst hat und leitet gemeinsam Schlussfolgerungen ab. Sammelt, was noch nicht funktioniert hat und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Feiert euch für eure Erfolge!
Umgang mit (patriarchaler) Gewalt
Überlegt euch ein Verfahren für den Fall, dass eine Person in eurer (Bezugs-)Gruppe oder eurem Umfeld (patriarchale) Gewalt ausübt. Dabei kommt es natürlich konkret darauf an, um welches Verhalten oder welche Handlungen es geht. Es ist nicht damit getan, die gewaltausübende Person aus eurem Zusammenhang auszuschließen. Ziel sollte einerseits sein, dass die gewaltausübende Person Verantwortung für ihr Verhalten übernimmt, zum Beispiel durch Einsicht, Reflexion und dem Verlernen patriarchaler Muster. Andererseits geht es um den Schutz, emotionale Fürsorge und die Stärkung der Person, die die Gewalt erlebt hat. Konzepte der Transformativen Gerechtigkeit können bei der Entwicklung eines solchen Verfahrens hilfreich sein. Informiert euch auch bei Gruppen in eurer Stadt, die zu diesem Thema arbeiten. In einigen Städten gibt es beispielsweise antisexistische Beratungsstellen, die jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit patriarchaler Gewalt mitbringen.
Das ‚Antifa Ost Verfahren‘ hat gezeigt, wozu ein schlechter oder sogar fehlender Umgang mit einer gewaltausübenden Person beitragen kann: zur Zusammenarbeit des Täters mit den Repressionsbehörden gegen die ehemaligen Genoss*innen. Seht patriarchales Verhalten also immer auch als eine mögliche Sicherheitslücke, wenn sich dem zu spät , oberflächlich oder gar nicht zugewandt wird. Macht euch daher nicht erst nach Gewaltvorfällen darüber Gedanken, sondern etabliert eine proaktive feministsche Praxis miteinander. Herauszufinden, was das konkret bedeutet braucht Zeit und ehrliche Auseinandersetzung mit erlerntem patriarchalen Verhalten und Rollenbildern in Gruppen. Daraus Schritt für Schritt auszubrechen ist nicht nur bitter notwendig, sondern auch befreiend und lässt eure Strukturen widerstandfähiger werden.