🏴 5. Gründe eine Antifa-Gruppe


Eine ‚Politgruppe’ oder Antifa-Gruppe gründet sich in der Regel ganz ähnlich wie eine Bezugsgruppe: Aus einem Bekanntenkreis heraus und bezogen auf ein Thema, das euch beschäftigt und zu dem ihr was machen wollt. Eine größere Politgruppe erfüllt letztlich auch ganz ähnliche Funktionen wie eine Bezugsgruppe. Der offensichtliche Unterschied: Die Gruppe kann mehr Mitglieder haben. Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Eine Gruppe kann sich dazu entscheiden, öffentlich aufzutreten und mit einem Namen, in Bündnissen, mit Social Media und Pressearbeit in die Öffentlichkeit hineinzuwirken, die eigenen politischen Ideen und Aktionen zu vermitteln und ansprechbar zu sein.

Wenn ihr eine neue Gruppe gründen wollt, ist das super. Gut organisierte Gruppen erhöhen die Handlungsfähigkeit der Bewegung! Vorher solltet ihr euch aber zwei Fragen stellen: Gibt es bestehende Politgruppen mit denen sich eine Zusammenarbeit anbietet?

Wenn ihr eine Gruppe gründen wollt, solltet ihr euch über die Ziele dieser Gruppe verständigen. Geht es darum, Texte zu schreiben, in Schule/Uni/Betrieb aktiv zu werden oder Redebeiträge auf Demos zu halten? Geht es um gute Planung und Absprachen für Blockade-Aktionen gegen Naziaufmärsche und AfD-Veranstaltungen? Geht es darum, Nazis und die AfD direkt zu konfrontieren, anzugreifen, zu outen oder einzuschüchtern? Oder alles davon und noch mehr? Je nach Zweck solltet ihr die Struktur eurer Gruppe früh festlegen. Seid euch bewusst, dass bestimmte repressionsanfällige Aktionsformen nicht mehr ratsam sind, wenn ihr bereits öffentlich als Struktur in Erscheinung getreten seid. Grundsätzlich ist zwischen öffentliche und klandestine Gruppen zu unterscheiden, es gibt aber auch Zwischenformen.

Öffentliche Gruppen
Öffentliche Gruppen eignen sich sehr gut für öffentlichkeitswirksame und legale politische Arbeit. Hier tretet ihr mit einem Gruppennamen und euren Positionen offen auf. Man weiß, was ihr so macht und wie man euch erreichen kann. Das kann z.B. sinnvoll sein, wenn ihr an eurer Schule oder in eurem Stadtteil ein Antifa-Plenum einberufen wollt. Eure Gründung könntet ihr mit Flyern oder auf anderen Veranstaltungen bekanntgeben. Dann wären Ort und Zeit eurer Treffen vielleicht sogar öffentlich und alle könnten vorbeikommen. Dort könnte man sich über aktuelle Ereignisse austauschen, zusammen Texte lesen, Leute kennen lernen, zusammen auf eine Demo gehen. Man könnte auch Partys veranstalten um Soligeld zu sammeln, ein antifaschistisches Stadtteilfest planen oder Plakate mit Argumenten gegen die AfD drucken. 

Kurzum: In einer öffentliche Gruppe kann man sehr viele wichtige Sachen organisieren, sie sollten weitesgehend legal sein. Denn die Gefahr, dass eine offene Gruppe von Ermittlungsbehörden durchdrungen wird, wenn sie ein militanteres Aktionslevel hat, ist einfach zu groß.

Geschlossene Gruppe
Deswegen organisieren sich einige Antifas in geschlossene Gruppen. Die bestehen z.B. aus mehreren Bezugsgruppen oder Einzelpersonen, die sich gut kennen und verlässlich zusammenarbeiten. Die Aktionsformen orientieren sich nicht an den Gesetzen des Staates, sondern, dem was notwendig ist, um Faschismus und seinen Auswüchsen in seiner Wurzel zu bekämpfen. Deswegen müssen diese Gruppen besonders auf Sicherheit achten. Das hat zwar viele Vorteile, wenn es etwa um Aktionen gegen Nazis und die entsprechenden Recherchen und Absprachen geht. Es hat aber den Nachteil, dass man nicht in die Gesellschaft hinein wirken und das eigene Handeln erklären kann, dass man nicht für andere antifaschistische Gruppen oder politisch Interessierte ansprechbar ist und vielleicht sogar in der eigenen städtischen Szene nicht mal bekannt ist, dass man existiert.

Halboffenen Gruppe
In halboffenen Gruppen kennt man sich auch und arbeitet in einem festen Rahmen zusammen. Man ist aber prinzipiell offen für neue Leute, die dann einen Aufnahmeprozess durchlaufen, um ein Grundvertrauen herzustellen. Die Gruppe macht ihre Treffpunkte nicht bekannt und versucht, sicher zu arbeiten und ihre Mitglieder möglichst nicht ins Rampenlicht zu ziehen. Gleichzeitig tritt sie offen auf, veranstaltet Demos und Events unter ihrem Namen oder sitzt sogar mal auf einem Podium. Außerdem ist sie per E-Mail und Social Media erreichbar. Die meisten Antifa-Gruppen haben sich für diesen Mittelweg entschieden. So ist man gut für andere Gruppen ansprechbar, kann nach außen vermitteln was man denkt, und gleichzeitig hält man das Risiko für eine Infiltration durch Staat und Idioten gering. Das ist zum Beispiel sehr hilfreich wenn es um Sachen wie Blockaden, Outings und Demos geht.

Wer eine Gruppe gründet, hat erst mal alle Hände voll zu tun. Wie läuft das erste Treffen ab? Wo kriegt man einen Raum her? Wie geht man mit Leuten um, die man nicht in der Gruppe haben will? Wie trifft man Entscheidungen? Wie oft trifft man sich? Wie verteilt man Aufgaben gerecht? Wie kümmert man sich um die nötigen Sicherheitsstandards?

Es lohnt sich, gut vorbereitet in einen Gruppengründungsprozess zu gehen. Dafür könnt ihr z.B. bei bestehenden (Antifa-)Gruppen anfragen, ob sie euch unterstützen und ihr Wissen teilen wollen.

Eine dringende Leseempfehlung gibt es außerdem für diese Texte und Bücher: