📵 12. Gehe auf eine Demo


Geht auf Demonstrationen oder Kundgebungen. Sie können kraftvolle kollektive Momente schaffen, Orte der Vernetzung bieten und dazu beitragen öffentliche Räume zu gestalten. Im Kampf gegen die AfD sind Demos aber auch ein ganz konkretes Werkzeug, um Handlungsspielräume der Rechten einzuschränken.

Bleibe informiert ob es in deiner Gegend öffentliche Mobilisierungen gegen Veranstaltungen, Räumlichkeiten oder Personen der AfD gibt. Hierfür bieten sich vor allem die Socialmedia-Kanäle deiner lokalen Antifa-Gruppe an.

Wenn du auf eine Demonstration oder Kundgebung gehen willst, gilt wie bei den meisten genannten Punkten: „Zusammen ist besser als allein“. Mehr zum Thema Organisierung findest du unter den Punkten zu 👩‍👩‍👦‍👦 Bezugsgruppen und 🏴 Antifa-Gruppen. Habt ihr euch zusammengeschlossen, um zu einer Demo zu gehen, gibt es einige grundlegende Dinge zu beachten. Beschäftigt euch schon im Voraus mit der Ausgangslage. Macht euch Gedanken, was das Ziel und die Inhalte der Demonstration sind und überlegt euch, wie sich das auf den Charakter der Demo auswirken wird. Nicht jede Demo und jede Aktion benötigt die gleiche Vorbereitung und nicht alle das selbe Auftreten und Erscheinungsbild. Überlegt deshalb, was für euch gerade sinnvoll ist. Im Abschnitt zu 🧤 Kleidung findest du Tipps, die auch dein Auftreten und Erscheinungsbild auf einer Demo betreffen können.

Erfahrungsgemäß ist es sehr hilfreich, sich vorher klare Ziele zu stecken bzw. feste Aufgaben zu übernehmen. Einfach nur zur Demo zu gehen und mal zu schauen, was passiert, ist natürlich okay. Richtig etwas bewirken kann eine Demo aber vor allem dann, wenn alle sich für ihre Gestaltung verantwortlich fühlen. Ihr könnt natürlich nicht überall dabei sein und alles gleichzeitig machen. Besprecht vorher, was euer Modus auf der Demo ist und mit welchen Aktionen sich alle von euch gut und sicher fühlen.

Um eine Orientierung zu haben, welche Dinge ihr als Bezugsgruppe auf einer Aktion dabei haben solltet und welche nicht,  findet ihr hier eine beispielhafte „Demo-Packliste“. Was wirklich gebraucht wird, varriiert natürlich von Demo zu Demo. Eine noch umfassendere, aber ebenso allgemein gehaltene Checkliste für alles rund um Demos haben wir euch im Folgenden zusammengestellt. Auch hier muss natürlich nur befolgt werden, was euch im jeweiligen Kontext sinnvoll erscheint.

Vor der Demo

  • Eine Bezugsgruppe suchen
  • Anfahrt klären und evtl. Übernachtung
  • Infos über Demo (z.B. Route, mögliche Zusammentreffen mit Demos/Kundgebung/Immobilien des politischen Gegners etc.)
  • Euren Wohnort vor Abreise aufräumen mit Blick auf Gegenstände, die euch bei einer möglichen Hausdurchsuchung belasten könnten
  • gemeinsam Aktionskarten oder Ortskarten anschauen
  • versuchen, sich gegebenenfalls mit Gruppen vor Ort zu vernetzen
  • Informationen über Möglichkeiten von Bullen und Justiz sammeln, z.B. bei der Roten Hilfe (Polizeigesetze, gerade in anderen Bundesländern)
  • Einen Termin für das Nachtreffen mit eurer Bezugsgruppe festlegen
  • Ermittlungsausschuss-Nummer aufschreiben. Der EA kümmert sich vor allem um Festgenommene und besorgt für diese Anwält*innen, und behält den Überblick über polizeiliche Maßnahmen
  • Präventive Maßnahmen zum Durchhalten: Genug Schlaf, Bewegung, Nahrung, Flüssigkeit, aber auch Entspannungsübungen, Atemtechniken oder mitgebrachte Spiele machen euch widerstandsfähiger für Demos

Was nehme ich mit?

  • Schwarze Klamotten (nicht nur schwarz, sondern auch unauffällig)
  • Unauffällige Wechselklamotten
  • Essen und Trinken (Wasserflasche aus Plastik)
  • Maloxan oder Kochsalzlösung und eine Flasche mit Spritzaufsatz (gegen Pfefferspray)
  • Papier und Stift (für Gedächtnisprotokoll)
  • Schlauchschal oder T-Shirt (für die Vermummung)
  • Mütze, Capi und Sonnenbrille (zur weiteren Vermummung)
  • Saubere (DNA-arme und fingerabdrucksfreie) Handschuhe (wenn ihr Gegenstände werfen oder entzünden wollt)
  • Erste-Hilfe-Set (braucht nicht jede Person, in Bezugsgruppe klären)
  • Sonnencreme auf Wasserbasis
  • Geld für eventuelle Fahrten und Essen
  • Personalausweis (außer ihr wollt gemeinsam koordiniert eure Identität in Massenaktionen verweigern wie z.B. bei Ende Gelände üblich)
  • Nummer des EA mit Edding auf den Körper schreiben
  • Eine Aktionskarte
  • Weitere Demonstrationsmittel wie zum Beispiel: Pyrotechnik, Rauch, Fahnen, Farbeier, Transparente, Regenschirme zum Schutz vor Kameras etc.

Was nehme ich nicht mit?

  • Handys (!)
  • Kalender, Notizen, USB-Sticks oder sonstige Speichermedien
  • Alles was als Waffe ausgelegt werden kann (zum Beispiel Nagelschere, Taschenmesser)
  • Drogen und Alkohol
  • Schmuck, Kontaktlinsen und Make-Up (wegen Verletzungsgefahr und Pfefferspray)

Während der Demo

  • Auf dem Weg zur Demo: Kleidung beachten (wann ist der richtige Moment für welches Erscheinungsbild). Im Kontakt mit Bullen auf euer Recht bestehen, die Versammlung aufzusuchen (trefft darüber hinaus keine Aussage). Wenn ihr das Gefühl habt, nicht als Versammlungsteilnehmer*innen erkannt worden zu sein, eine plausible Erklärung bereitgelegt haben, warum und wohin ihr euch gerade bewegt. Wägt dabei ab, welche Strategie in der jeweiligen Situation angemessen ist
  • Ein Blick für den „kollektiven Körper“ der Demo entwickeln: Zusammenbleiben, Aufrücken, Lücken schließen und Menschen in der Masse verschwinden lassen, wenn ein unmittelbarer Zugriff der Bullen auf Einzelpersonen erfolgt.
  • Keine Fotos und Videos machen (ihr habt euer Handy ja gar nicht dabei)
  • Keine Passnamen nennen oder rufen. Vereinbart einen Bezugsgruppennamen, mit dem ihr euch ansprechen könnt
  • Verletze und Sanitäter*innen schützen 
  • Ruhe bewahren und bewusst tief atmen bei Stress
  • Alle Entscheidungen in der Bezugsgruppe werden nach den Bedürfnissen der Person mit dem höchsten Sicherheitsbedürfnis getroffen
  • Falls eine Person von den Bullen mitgenommen wird: den EA anrufen und darüber informieren (dafür solltet ihr untereinander eure Passnamen und Geburtsdaten wissen)
  • An Vermummung denken (wenn sie notwendig ist)
  • Beim Verlassen der Demo zusammenbleiben und einen geeigneten Moment oder Ort zum Anziehen der Wechselkleidung suchen

Nach der Demo

  • Reflexion gehört genauso zur Aktion wie die Aktion selbst (das gleiche gilt natürlich für Vorbereitungstreffen)
  • Was lief gut? Was könnte besser laufen? Was merken wir uns fürs nächste Mal? Gibt es Repressionen und wie können wir die Person/en unterstützen?
  • Demos können stressige Erfahrungen sein. Nehmt euch daher genug Zeit für emotionale Nachsorge und Zeit für individuelle und kollektive Entspannungs- und Feiermomente
  • Falls ihr bei dem EA eine Person gemeldet habt, meldet diese auch wieder ab, wenn sie wieder aus der Gefangenensammelstelle entlassen wird
  • Ihr könnt euch bei Fragen zu Repression immer an die Rote Hilfe in der nächstgelegenen Stadt wenden

Weiterführende Links & Quellen: