13 Dinge, die du gegen die AfD tun kannst

Einleitung

Der detaillierter Text.

🧯 1. Mache Wahlkampfmaterial der AfD unschädlich


Um ihre Positionen unter die Wähler*innen zu bringen und im Wahlkampf Aufmerksamkeit zu generieren, sind rechte Parteien wie die AfD auf Wahlwerbung angewiesen. Plakate, Aufsteller, Flyer, Türanhänger oder Kugelschreiber: all diese Dinge kosten die Partei Geld und Zeit. Die Sabotage des Materials ist mit geringem Aufwand möglich und daher dringend zu empfehlen.
Wahlplakate können bemalt, beschädigt oder abgenommen werden. Dafür bedarf es kaum Vorbereitung, es geht schnell und ist effektiv. Wichtig ist nur, dass ihr dabei auf eure Umgebung achtet und wie immer nicht allein unterwegs seid. Für das Bemalen eignen sich bei Wahlplakaten am besten Sprühdosen bzw. Graffiti Cans, aber breite Marker tun es zur Not auch. Wer richtig Bock hat, kann eine Sprühverlängerung bauen. Für das Beschädigen oder Abnehmen der Plakate nehmt ihr am besten einen langen Besen mit, mit dessen Kopf ihr am oberen Ende des Plakates ansetzen und es so den Laternenpfahl herunterziehen könnt. Außerdem braucht ihr eine Zange, um die Kabelbinder zu zerschneiden. Cuttermesser können ebenfalls effektiv eingesetzt werden. Bemalen oder beschädigen könnt ihr auch größere Aufsteller. Hierfür eignen sich Graffiti Cans, Farbbomben oder Cuttermesser.

An Flyer, Wahlzeitungen und Postkarten kommt ihr bei AfD-Infoständen. Wenn ihr euch damit wohlfühlt fragt ihr die Nazis, ob ihr ein bisschen mehr Material mitnehmen könnt, um sie z.B. auf eurer Arbeit oder in der Schule zu verteilen. Dann könnt ihr das Zeug in der nächsten Tonne entsorgen. Kleidet euch dem Publikum der AfD entsprechend und denkt an eure eigene Sicherheit. Wenn ihr herausfindet, wo die AfD Wahlwerbemittel lagert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie unschädlich zu machen. Schaut euch für weitere Hinweise dazu z.B. Punkt 4 an.

Sprühverlängerungen [→ hxxps://keinraumderafd.info/wp-content/uploads/2021/08/Spruehverlaengerung.pdf ]
Hier ein Beispiel für ein Aufruf zur Zerstörung von AfD Propaganda: hxxps://de.indymedia.org/node/347593
Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 9, 12.

💬 2. Sprich mit deinem Umfeld


Die menschenfeindlichen, rassistischen Positionen der AfD begegnen uns schon lange nicht mehr nur auf ihren Propagandaveranstaltungen, Demos, Parteitagen oder an Wahlkampfständen. [Hierbei handelt es natürlich auch um hervoragende Ziele für antifaschistische Interventionen.] Ob am Esstisch, auf der Familienfeier, in der Kneipe oder in mitgehörten Gesprächen an der Bushaltestelle – rechte Parolen tauchen viel zu oft unkommentiert im Alltag auf. Lass rassistische Scheiße und anderes rechtes Gedankengut nicht unwidersprochen stehen! Beziehe klar Stellung und stärke antifaschistische und antirassistische Positionen in Diskussionen mit deinem Umfeld.
Dabei solltest du die jeweilige Situation beachten. Es ist nicht sinnvoll, dich in Gefahr zu bringen, nur um im Vorbeigehen einem faschistischen Spruch zu kontern. Frage dich vorher mit welchem Ziel du dich einmischst: Willst du dein Gegenüber kritisch hinterfragen? Oder willst du einfach widersprechen? Beides kann sinnvoll sein. Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass Diskussionen mit ideologisch gefestigten Rechten und Neonazis meist verschwendete Energie sind.

Fühl dich bestärkt auch in deinem eigenen Umfeld politische Streitgespräche mit Familie und Freund*innen zu führen. Um dich in solchen Situationen sicherer zu fühlen und handlungsfähiger zu sein, kann es helfen an einem Argumentationstraining gegen Rechts teilzunehmen.

Noch sinnvoller als das Kontern von rechten Argumenten kann aber sein, einfach mal mit den Leuten um dich herum ins Gespräch zu kommen, die sich nicht so oft politisch äußern und ihnen linke Positionen näher zu bringen. „Die Antifa“ etwa steht bei vielen Leuten nicht so gut da, weil sie schlecht informiert sind und durch Presse und staatliche Stellen ein bedrohliches Bild von konsequentem antifaschistischem Engagement gezeichnet wird. Oft ergibt sich aber in Gesprächen schnell, dass man gar nicht so weit auseinander liegt. Bleib selbst immer informiert und nimm Einfluss auf den politischen Diskurs um dich herum. Austausch ist empowernd und kann dir zeigen, wo bisher unbekannte Verbündete sind.

hxxps://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/StK-Pocket-Brosch%C3%BCre_WEB.pdf

hxxps://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/Aktionsanleitung_WEB.pdf

Argumentationstraining gegen Rechts: hxxps://www.netzwerk-courage.de/angebot/argumentations-und-handlungstraining-gegen-rechts.

📢 3. Stört Wahlkampfstände


Wer kennt sie nicht: Die Infostände von Parteien, die sie vor allem im Wahlkampf in Fußgängerzonen, auf Marktplätzen und anderen belebten Orten aufstellen. Gerade die AfD nutzt dieses Mittel, um ihre reaktionären Botschaften unter die Leute zu bringen und Wähler*innen anzuwerben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den wahlkämpfenden Faschist*innen in die Suppe zu spucken.

Infostand melden
Wenn ihr nichtsahnend durch euer Kaff oder euren Kiez schlendert und einen AfD-Infostand entdeckt, könnt ihr ihn melden: Schreibt Rundnachrichten via Signal, verbreitet die Information in großen lokalen Gruppen auf Telegram oder wendet euch an lokale Antifa-Gruppen.

Material unschädlich machen
Gebt euch, wenn ihr euch sicher genug fühlt, als interessierte Bürger*in oder sogar Sympathisant*in aus und bittet um so viel Material wie möglich, um es zu verteilen. Dann packt ihr es außer Sichtweite in die nächste Mülltonne. Alternativ könnt ihr das Material auch einfach ganz ohne Schauspieleinlage klauen und sucht dann ebenfalls die nächste Mültonne auf. Zieht in Betracht, dass der AfD diese Strategien bewusst sind und sie gern auch mal aggressiv reagieren.

Infostand abschirmen
Wenn es euch gelingt, ein paar Friends zusammen zu trommeln oder ihr schon als Gruppe unterwegs seid, könnt ihr den AfD-Stand abschirmen. Dafür stellt ihr euch um den Stand herum, verdeckt ihn mit großen Transparenten, Regenschirmen oder den Textilien, die ihr dabei habt. So verhindert ihr, dass die AfD-Schweine ihre Propaganda gut sichtbar und widerspruchsfrei verbreiten können. Optional könnt ihr mit oder ohne Megafon auf eure Aktion aufmerksam machen und Passant*innen erklären, was euer Ziel ist. Macht euch bewusst, dass die AfD und ihre Sympathisant*innen gewaltbereit sein können und dass oft Cops hinzugezogen werden. Passt aufeinander auf!

hxxps://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/Aktionsanleitung_WEB.pdf

Hier einige Beispiele von gelungenen Abschirm-Aktionen: hxxps://de.indymedia.org/node/349769, hxxps://de.indymedia.org/node/33130, hxxs://de.indymedia.org/node/32331

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 9, 12..

🔨 4. Greife AfD-Immobilien & Veranstaltungsorte an


Die AfD besitzt bundesweit Immobilien und nutzt verschiedene Räume, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Eine Partei aufzubauen und am Laufen zu halten ist ohne solche Räumlichkeiten nicht denkbar. Zu unterscheiden ist zwischen offiziellen, von der AfD angemietete Orte wie Parteibüros und solchen Räumlichkeiten, die von der AfD mit genutzt werden können oder bereitwillig an sie vermietet werden. Solltet ihr einen Raum durch Recherche zweifelsfrei als von der AfD genutzt identifiziert haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwas zu tun.

Für die Wahl der Mittel ist eine sorgfältige Betrachtung der Situation wichtig. AfD-Büros sind in manchen Orten nicht als solche zu erkennen, aber teilweise trotzdem bekannt. Manche wurden schon öfter angegriffen und haben deswegen gute Sicherheitsvorkehrungen [siehe Physische Sicherheit]. Für Veranstaltungen werden oft externe Räumlichkeiten genutzt, etwa bekannte Nazi-Immobilien oder Gaststätten, deren Besitzer*innen der AfD nahe stehen. Handelt es sich bei eurem Ziel um einen öffentlichen Ort wie ein Restaurant, das an die AfD vermietet, sind einige Schritte in Betracht zu ziehen, bevor man handwerklich tätig wird [siehe Veranstaltungen verhindern].

Generell gilt: Eine umfassende Auseinandersetzung mit Anreise und Fluchtweg, Kameras und möglichen Zeug*innen ist Pflicht. Achtet auf Spuren [ Fingerabdrücke und DNA ] und einen sicheren Umgang mit Materialien. Wie hoch ist außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen im Objekt aufhalten? Welche Uhrzeit ist die sicherste und effektivste für die jeweilige Aktionsform? Welche Aktionsform ist für den Ort angemessen und erreicht die größte Wirkung bei höchster Sicherheit?

Wenn ihr zu dem Schluss gekommen seid, dass eine Sachbeschädigung am Objekt angemessen und sicher durchführbar ist, bieten sich folgende Methoden an:
Markierungen

Um den AfD-Raum als solchen sichtbar zu machen und zu kritisieren, kann auf vielfältige Weise mit Farbe vorgegangen werden. Mit einfachen Graffiti-Dosen lassen sich inhaltliche Botschaften zur Aufklärung über den Ort oder Bedrohung seiner Nutzer*innen anbringen. Den Sinn der eigenen Aktion nach außen zu vermitteln wird dadurch besonders leicht. Man sollte aber drauf achten, dass die Schrift keinen hohen Wiedererkennungswert hat. Mit Farbbeuteln, Farbeiern, farbgefüllten Weihnachtskugeln oder Farbgläsern lässt sich ein nerviger Sachschaden auch in höheren Etagen verursachen. Ein mit Farbe oder Bitumen gefüllter Feuerlöscher kann ganze Fassaden und Fenster komplett abdecken und unter Umständen auch höhere Etagen erreichen. Übung macht die Meister*innen!

Sachschaden

Schnell erledigt aber sehr nervig für die Gegenseite ist das Verkleben von Türschlössern mit Sekundenkleber oder Bauschaum. Noch teurer kann es sein, die Fenster- und Türscheiben einer Räumlichkeit mit Werkzeugen zu zerstören. Das geht zwar auch sehr schnell, dafür ist aber mehr Vorbereitung nötig, weil es zu Spuren in Form von Glassplittern und zu lauten Geräuschen kommt! Hat man die Chance, ein richtiges Loch in eine Scheibe zu schlagen und damit direkt Zugang zum Raum zu bekommen, kann im Inneren Buttersäure oder Bitumen verteilt werden, um den Ort längerfristig zu beschädigen und unbrauchbar zu machen. Das erfordert einiges Mehr an Kenntnissen über die Beschaffenheit der Glasscheibe etc. und sollte deswegen nur mit sorgfältiger Vorbereitung durchgeführt werden.

Achtung! In Innenräume einzudringen und dort umfassende Verwüstungen anzurichten oder Gegenstände zu klauen ist aufgrund der zusätzlichen Gefahren und Repression wirklich nur mit akribischer Vor- und Nachbereitung zu empfehlen.

Sonderfall Wohnräume

Über verfügbare Recherchen oder auf Wahlblättern könnt ihr an Informationen gelangen, wo AfD-Politiker*innen wohnen. Aktionen gegen Wohnräume können einen starken Effekt bei den Betroffenen erzielen. Zu klären ist aber auch, ob man es wirklich vertretbar findet, potentiell allen Bewohnenden mit so einer Aktion Angst zu machen (z.B. Kindern, anderen Mietparteien). Außerdem ist es besonders wichtig, sicherzugehen, dass es sich um verifizierte Rechercheinformationen handelt. Eine Aktion gegen die falsche Wohnung kann für Unbeteiligte verheerende Folgen haben! Bedenkt, dass Wohnräume eher tags als nachts ungenutzt sind und im schlechtesten Fall fast immer jemand da ist. Ausführliches Auskundschaften ist hier also zentral. Eine Markierung der Wohnorte von Nazis kann mit ihrem Outing [siehe Punkt 11 Oute Nazis und AfDler] Hand in Hand gehen.

!Achtung! Bei einem Angriff auf Privaträume ist mit einem erhöhten Ermittlungsdruck und einem enormen Repressionsrisiko zu rechnen. Nichtsdestotrotz ist es eine von vielen legitimen Möglichkeiten.

Sehr viele Anleitungen wie bspw. Farbe, Glasbruch, Feuerlöscher, etc.→ hxxps://militanz.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/481/2017/11/Notwehr-Sabotage-im-Namen-der-Erde.pdf und → hxxps://militanz.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/481/2017/11/Prisma.pdf (die Hefte sind etwas älter, aber brandaktuell)

How To Sachschaden durch Kleingruppenaktion: Allgemein gehaltene Anleitung, aber mit vielen Schritten → hxxps://keinruhigeshinterland.org/2023/02/24/%EF%BB%BF%EF%BB%BFhow-to-sachschaden-durch-kleingruppenaktion/

Zu Feuerlöschern gibt’s auch diverse Anleitungen aus der Kunstszene, z.B. bei YouTube.

Buttersäure klingt kompliziert? Stinkbomben Low Level: → hxxps://youtu.be/pSTigrW3OVE und → hxxps://de.wikihow.com/Verschiedene-Stinkbomben-selbstmachen?

Sprühverlängerungen → hxxps://keinraumderafd.info/wp-content/uploads/2021/08/Spruehverlaengerung.pdf

Farbbomben aus Weihnachtskugeln: hxxps://de.indymedia.org/tutorial/321844

Hier Beispiele für gelungene Aktionen: hxxps://de.indymedia.org/node/348967, hxxps://de.indymedia.org/node/345955

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12.

🏴 5. Gründe eine Antifa Gruppe oder trete einer bestehenden Gruppe bei

Eine ‚Politgruppe’ oder Antifa-Gruppe gründet sich in der Regel ganz ähnlich wie eine Bezugsgruppe: Aus einem Bekanntenkreis heraus und bezogen auf ein Thema, das euch beschäftigt und zu dem ihr was machen wollt. Eine größere Politgruppe erfüllt letztlich auch ganz ähnliche Funktionen wie eine Bezugsgruppe. Der offensichtliche Unterschied: Die Gruppe kann mehr Mitglieder haben. Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Eine Gruppe kann sich dazu entscheiden, öffentlich aufzutreten und mit einem Namen, in Bündnissen, mit Social Media und Pressearbeit in die Öffentlichkeit hineinzuwirken, die eigenen politischen Ideen und Aktionen zu vermitteln und ansprechbar zu sein.

Wenn ihr eine neue Gruppe gründen wollt, ist das super. Gut organisierte Gruppen erhöhen die Handlungsfähigkeit der Bewegung! Vorher solltet ihr euch aber zwei Fragen stellen: Gibt es bestehende Politgruppen mit denen sich eine Zusammenarbeit anbietet?

Wenn ihr eine Gruppe gründen wollt, solltet ihr euch über die Ziele dieser Gruppe verständigen. Geht es darum, Texte zu schreiben, in Schule/Uni/Betrieb aktiv zu werden oder Redebeiträge auf Demos zu halten? Geht es um gute Planung und Absprachen für Blockade-Aktionen gegen Naziaufmärsche und AfD-Veranstaltungen? Geht es darum, Nazis und die AfD direkt zu konfrontieren, anzugreifen, zu outen oder einzuschüchtern? Oder alles davon und noch mehr? Je nach Zweck solltet ihr die Struktur eurer Gruppe früh festlegen. Seid euch bewusst, dass bestimmte repressionsanfällige Aktionsformen nicht mehr ratsam sind, wenn ihr bereits öffentlich als Struktur in Erscheinung getreten seid. Grundsätzlich ist zwischen öffentliche und klandestine Gruppen zu unterscheiden, es gibt aber auch Zwischenformen.

Öffentliche Gruppen

Öffentliche Gruppen eignen sich sehr gut für öffentlichkeitswirksame und legale politische Arbeit. Hier tretet ihr mit einem Gruppennamen und euren Positionen offen auf. Man weiß, was ihr so macht und wie man euch erreichen kann. Das kann z.B. sinnvoll sein, wenn ihr an eurer Schule oder in eurem Stadtteil ein Antifa-Plenum einberufen wollt. Eure Gründung könntet ihr mit Flyern oder auf anderen Veranstaltungen bekanntgeben. Dann wären Ort und Zeit eurer Treffen vielleicht sogar öffentlich und alle könnten vorbeikommen. Dort könnte man sich über aktuelle Ereignisse austauschen, zusammen Texte lesen, Leute kennen lernen, zusammen auf eine Demo gehen. Man könnte auch Partys veranstalten um Soligeld zu sammeln, ein antifaschistisches Stadtteilfest planen oder Plakate mit Argumenten gegen die AfD drucken.

Kurzum: In einer öffentliche Gruppe kann man sehr viele wichtige Sachen organisieren, sie sollten weitesgehend legal sein. Denn die Gefahr, dass eine offene Gruppe von Ermittlungsbehörden durchdrungen wird, wenn sie ein militanteres Aktionslevel hat, ist einfach zu groß.

Geschlossene Gruppe

Deswegen organisieren sich einige Antifas in geschlossene Gruppen. Die bestehen z.B. aus mehreren Bezugsgruppen oder Einzelpersonen, die sich gut kennen und verlässlich zusammenarbeiten. Die Aktionsformen orientieren sich nicht an den Gesetzen des Staates, sondern, dem was notwendig ist, um Faschismus und seinen Auswüchsen in seiner Wurzel zu bekämpfen. Deswegen müssen diese Gruppen besonders auf Sicherheit achten. Das hat zwar viele Vorteile, wenn es etwa um Aktionen gegen Nazis und die entsprechenden Recherchen und Absprachen geht. Es hat aber den Nachteil, dass man nicht in die Gesellschaft hinein wirken und das eigene Handeln erklären kann, dass man nicht für andere antifaschistische Gruppen oder politisch Interessierte ansprechbar ist und vielleicht sogar in der eigenen städtischen Szene nicht mal bekannt ist, dass man existiert.

Halboffenen Gruppe

In halboffenen Gruppen kennt man sich auch und arbeitet in einem festen Rahmen zusammen. Man ist aber prinzipiell offen für neue Leute, die dann einen Aufnahmeprozess durchlaufen, um ein Grundvertrauen herzustellen. Die Gruppe macht ihre Treffpunkte nicht bekannt und versucht, sicher zu arbeiten und ihre Mitglieder möglichst nicht ins Rampenlicht zu ziehen. Gleichzeitig tritt sie offen auf, veranstaltet Demos und Events unter ihrem Namen oder sitzt sogar mal auf einem Podium. Außerdem ist sie per E-Mail und Social Media erreichbar. Die meisten Antifa-Gruppen haben sich für diesen Mittelweg entschieden. So ist man gut für andere Gruppen ansprechbar, kann nach außen vermitteln was man denkt, und gleichzeitig hält man das Risiko für eine Infiltration durch Staat und Idioten gering. Das ist zum Beispiel sehr hilfreich wenn es um Sachen wie Blockaden, Outings und Demos geht.

Wer eine Gruppe gründet, hat erst mal alle Hände voll zu tun. Wie läuft das erste Treffen ab? Wo kriegt man einen Raum her? Wie geht man mit Leuten um, die man nicht in der Gruppe haben will? Wie trifft man Entscheidungen? Wie oft trifft man sich? Wie verteilt man Aufgaben gerecht? Wie kümmert man sich um die nötigen Sicherheitsstandards?

Es lohnt sich, gut vorbereitet in einen Gruppengründungsprozess zu gehen. Dafür könnt ihr z.B. bei bestehenden (Antifa-)Gruppen anfragen, ob sie euch unterstützen und ihr Wissen teilen wollen. Eine dringende Leseempfehlung gibt es außerdem für diese Texte und Bücher:

Kollektiv Schulschluss: Tipps und Tricks für Antifas und Antiras (2023). Gibt’s für 5,00€ in jedem linken Buchhandel oder Online-Shop.

Broschüre der DGBJugend: „Nazis hassen diese Tricks. 20 Überlegungen zum Vorgehen gegen Rechtsextremismus.“, abrufbar hier: hxxps://niederbayern.dgb.de/++co++3b87c064-82f5-11ee-94a2-001a4a160123. Die Tipps sind teilweise sehr allgemein gehalten, aber v.a. für offen arbeitende Gruppen spannend!

AG (post)autonome Handlungsweisen: Organisation & Praxis. Ein politisches Handbuch (2014). Muss man im Internet oder über linken Buchhandel bestellen. Da ist wirklich alles drin erklärt: von Gruppengründung über Webseite gestalten bis hin zur Blockade und Besetzung.

Anleitung zur Gründnung einer AgR-Ortsgruppe, die man auch allgemein auf eher offene Gruppen beziehen kann (ab S. 14): hxxps://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/Aktionsanleitung_WEB.pdf

Für allgemeine Überlegungen zur Sinnhaftigkeit von Gruppen, Reflexion von Gruppendynamiken etc. sind auch die Bezugsgruppenreader [siehe Bezugsgruppen] sehr interessant.

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 3, (4), 5, 7.

🔥6. Lege Autos lahm


Fast jeder Nazi hat ein Auto. Wo die stehen und welche Kennzeichen sie haben, kann man über Recherche herausfinden, z.B. über fleißiges Kennzeichen notieren im Umkreis von rechten Mobilisierungen [siehe Punkt 9 AfD Aktivitäten melden].

Im Wahlkampf sind AfDler besonders auf Mobilität angewiesen und werden für die meisten ihrer Tätigkeiten mit dem Auto von A nach B gefahren sein. Ein Auto zu beschädigen, fahruntauglich zu machen oder zu zerstören kann also ganz real ihren Handlungsspielraum einschränken und dabei noch ein deutliches Signal senden. Es kann sich anbieten, einen Angriff auf Autos von AfDlern im Kontext einer Veranstaltung durchzuführen. Gerade wenn nicht bekannt ist, wo das Auto regelmäßig parkt, kann das Fahrzeug so eindeutiger der AfD zugeordnet werden.

Mit einfachen Methoden und Mitteln lassen sich nervige Schäden verursachen:

Das Besprühen von Autos kann zum einen der Markierung nach außen dienen, zum anderen kann man mit einer bemalten Fensterscheibe nicht fahren und teuer wird es sowieso. Auch Lackschäden sind nervig und teuer und können schnell und unauffällig im Vorbeigehen verursacht werden – Hauptsache, das entsprechende Werkzeug kann danach sicher entsorgt werden. Das Auto z. B. mit einem Nothammer querzulüften ist effektiv, kann aber sehr laut sein. Außerdem hinterlässt man so Spuren in Form von Glassplittern auf Werkzeug und Kleidung. Autoreifen zu plätten ist weniger auffällig. Man könnte z.B. eine spitze Nagelschere oder ein spitzes, kleines Messer in einem Stoffbeutel verbergen, und beim Schuhebinden mit einer beiläufigen Bewegung ein Loch in den Reifen stechen. Ist das Loch nur 1-2cm breit, fällt das erst beim Losfahren auf. Bedenkt, das durch unbemerkte platte Reifen eine mögliche Gefahr für die fahrende Person sowie andere Verkehrsteilnehmer*innen entstehen kann. Macht am besten immer mindestens zwei Reifen platt, da die meisten Autos ein Ersatzrad im Kofferraum haben.

Bauschaum oder andere Verstopfungen im Auspuff sind unauffällig und können das Auto fahruntüchtig machen. Eine komplexere Gemeinheit wäre das Injizieren von Buttersäure mit einer Nadel durch die Gummiabdichtung des Autofensters.

Wer ganz sicher gehen will, dass ein Auto nicht mehr fährt und auch nie wieder fährt, kann es anzünden. Dafür gibt es viele verschiedene erprobte Methoden. Als spurenarme, neuere Methode hat sich das großzügige Verteilen und Anzünden von Desinfektionsgel auf den Autoreifen bewährt. Um sich etwas Zeit für die Flucht zu verschaffen, kann man auch mit zeitverzögernden Brandsätzen arbeiten.

Für all diese Methoden ist es wichtig, sich die Punkte Sicherheit. Spuren, Kleidung und Material genau anzuschauen.

Beim Umgang mit Feuer ist grundsätzlich immer sehr achtsam abzuwägen, ob man sich selbst, Dritte, das Eigentum oder den Wohnraum Unbeteiligter gefährdet. Das Strafmaß ist außerdem direkt deutlich höher. Die verlinkten, ausführlichen Anleitungen zu studieren und Tests durchzuführen ist dringend notwendig!

viele Anleitungen wie bspw. Farbe, Glasbruch, Feuer etc: → hxxps://militanz.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/481/2017/11/Notwehr-Sabotage-im-Namen-der-Erde.pdf und → hxxps://militanz.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/481/2017/11/Prisma.pdf

Interne polizeiliche Perspektiven auf Brandstiftungen (etwas älter aber nützliche Tipps) → hxxps://militanz.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/481/2017/11/Brandstiftungen-an-Kraftfahrzeugen.pdf

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 3, 4, (5), 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12.

🏘️7. Oute Veranstaltungsorte

Was erfolgreiche Kampagnen wie „Kein Raum der AfD“ in Berlin vorgemacht haben, kann man im kleinen Stil auch mit weniger Leuten auf die Beine stellen. Wichtig ist, dass man nicht alleine ist [siehe Bezugsgruppe, Gruppe gründen] .

Erfährt man von einer AfD-Veranstaltung in der Nähe heißt es: Schnell Handeln, um sie noch zu verhindern. Dafür ist der Druck auf die Vermieter*innen der Räumlichkeiten zentral. Hier hat sich eine bestimmte Choreografie bewährt:

Erstens: Direkte Ansprache der Vermietenden, z.B. über E-Mail und Social Media [digitale Sicherheit beachten]. Diese haben dann die Möglichkeit, sich zu positionieren und im Idealfall einen Rückzieher zu machen.

Laufen die Gespräche ins Leere, heißt es: Zweitens, die Veranstaltung öffentlich zu machen. Das geht z.B. über Social Media, als Gruppe kann man auch eine Pressemitteilung schreiben. Wenn man nur ein loser Zusammenhang aus Leuten ist bieten sich eher Methoden wie beim Outing an, um zumindest in der Nachbarschaft für Furore zu sorgen.

Reicht das nicht, könnte Drittens das Anmelden einer Demo oder Kundgebung folgen. Hierfür ist es wichtig abzuschätzen, ob man selber die richtige Akteurin dafür ist und ob überhaupt genug Leute kommen würden, um Druck aufzubauen. Am besten fragt man etablierte Akteure in der Region an, die Anmeldung und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen können.

Viertens bzw. anstelle der Anmeldung einer Demo sind auch Aktionen gegen die Räumlichkeiten eine Option. Solltet ihr euch für diesen Schritt entscheiden, ist es besonders wichtig auf die eigene Sicherheit bei den ersten beiden Punkten geachtet zu haben und vorher nicht etwa als Anmelder*in einer Demo aufgetreten zu sein. Was genau für diese Aktionsform wichtig ist, lest ihr unter dem entsprechenden Punkt und in den verlinkten Quellen [siehe AfD-Räume angreifen].

hxxps://keinraumderafd.info/

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 2, 5. Bei direkten Aktionen 1-12.

🌃8. Präge selbst das Stadtbild

Zu beobachten wie extrem rechte Parteien hohe Zustimmungswerte verzeichnen,
kann zu starken Gefühlen von Ohnmacht oder Hilflosigkeit führen. Besonders in Gegenden, in denen die rechte Hegemonie besonders präsent ist, kann es kraftvoll sein, sich mit gleichgesinnten Personen zusammenzutun und zu versuchen den bestehenden Dynamiken etwas entgegenzusetzen.

Ein Mittel dazu kann sein, das Stadt- oder Ortschaftsbild durch diverse Aktionsformen selbst zu gestalten. Antifaschistische Spuren auf den Straßen können anderen Genoss*innen Kraft geben und politischen Gegner*innen aufzeigen, dass linke Stimmen nicht kleinzukriegen sind. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. Hier folgt eine kleine Auswahl:

– Gestaltet Plakate mit eigenen Inhalten/Positionen oder um über ein bestimmtes Thema aufzuklären, oder kopiert das Design bestehender Wahlplakate etc. und verändert die Inhalte darauf. Mischt euch einen Eimer Kleister an (ihr könnt den Kleister auch in Plasikflaschen füllen um unscheinbarer zu sein) und geht plakatieren.
– Es gibt viele hübsche Sticker. Sucht euch welche aus, die ihr mögt oder gestaltet eigene Sticker. Sticker passen wunderbar in die Jackentasche und eigenen sich auch dazu rechte Sticker etc. zu überkleben und den Raum mit einer eigenen Position zu füllen.

– Ihr malt sowieso gern Graffiti oder würdet das gern mal machen? Um eine Dose oder einen Stift in die Hand zu nehmen, muss man nicht erst gute Styles malen können. Besorgt euch Dosen in einem Graffitishop oder einem Baumarkt. Ihr könnt dort die Dosen auch direkt in eine Tüte einpacken lassen oder sie selbts mit Handschuhen einpacken; so kommen keine Fingerabdrücke an die Dosen. Mit euren Dosen im Gepäck könnt ihr um die Häuser ziehen und Parolen sprühen, rechte Bilder übersprühen oder eure Solidarität mit von Repression betroffenen Genoss*innen ausdrücken. Beachtet: Wenn ihr einmal sprühen oder kleben geht, ist das nicht gerade repressionsanfällig. Je öfter ihr aber los zieht, desto mehr solltet ihr euch mit möglichen Konsequenzen auseinandersetzen!

– Ihr könnt Positionen ebenfalls zum Ausdruck bringen, indem ihr ein Transpi gestaltet. Ihr braucht dazu ein großes Stück Stoff (ein altes Bettlaken geht auch) und Farben. Man kann eine Parole einfach drauf sprühen oder vorher auf dem PC etwas Aufwändigeres entwerfen, mit dem Beamer auf den Stoff projizieren und dann vorzeichnen und ausmalen. Das Transpi könnt ihr im Stadtbild aufhängen oder mit zur nächsten Demonstration nehmen.

Weitere Infos und detailliertere Anleitungen dazu, dass Straßenbild antifaschistisch zu prägen findet ihr hier:

→ hxxps://antifa-info.net/praxistipps]

→ hxxps://www.farbkekse.de/ratgeber/anleitungen/kleister-selber-machen/

Anleitung, wie man Werbevitrinen öffnet: hxxps://de.indymedia.org/tutorial/27605

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, (2), 5, 8, 9, 10, 11, 12..

📬9. Melde AfD-Aktivitäten

Wenn ihr von Veranstaltungen der AfD wie „Bürgerdialogen“, Vorträgen oder Flyerverteil-Aktionen hört, selbst aber nicht aktiv werden könnt oder euch Unterstützung wünscht, könnt ihr diese AfD-Aktivitäten melden. Verbreitet die Informationen, die ihr habt, möglichst anonym mithilfe einer Rundnachricht bei Signal oder postet sie in Gruppen, z.B. bei Telegram. In manchen Städten gibt es dafür extra Chatgruppen, fragt mal rum ob auch bei euch. Manchmal kann es auch Sinn machen, die Informationen zu veröffentlichen. Nutzt dazu am besten die Social Media-Accounts eurer Gruppe oder anonyme Privat-Accounts.
Leitet die Informationen auch direkt an lokale Antifa-Gruppen weiter, am besten per verschlüsselter Mail (checkt dafür einfach deren Webseite) oder, falls schon engerer Kontakt besteht, per Signal oder im Gespräch an euch vertraute Personen.
In einigen Städten gibt es auch Melde-Portale. Bei der Nutzung eines Melde-Portals könnt ihr gänzlich anonym bleiben und die Informationen erreichen trotzdem die richtigen Leute.

Habt keine Hemmungen davor, auch selber mal eine Rundnachricht zu schreiben! Wichtig ist nur, dass sie vom Stil oder auf Grund der Infos nicht auf euch zurückzuführen ist. Achtet generell auf anonymisierte Kommunikationswege [siehe dafür: Digitale Sicherheit].

Wenn ihr mal beobachtet, wie ein Nazi oder AfDler in sein Auto steigt oder in sein Wohnhaus geht, merkt euch doch die Details. Man weiß nie, wann sowas nochmal nützlich sein könnte. Achtet darauf, nicht solche sensiblen Informationen nicht bei euch zu Hause zu lagern, das kann bei einer Hausdurchsuchung zu erhöhter Repression führen.

Bevor ihr Informationen teilt, macht euch bewusst, woher sie kommen und überprüft soweit möglich, ob sie richtig sind. Geht beim Melden differenziert vor. Überlegt euch, welche Informationen euch vorliegen und ob ihr sie veröffentlichen könnt, ob ihr sie nur anonym verbreiten solltet oder nur im vertraulichen Gespräch mit weiteren Antifaschist*innen teilt. Achtet in jedem Fall darauf, dass ihr euch selbst schützt. Vor allem, wenn ihr Informationen digital speichert, aufschreibt oder weitergebt. Schaut euch an, wie ihr euch möglichst sicher im Internet bewegen und eure Laptops und Handys nutzen könnt [12 Dinge – digitale Selbstverteidigung].

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 5.

🫂10. Unterstütze von Repression Betroffene

Wenn eine Freund*in oder Genoss*in von dir von Repression betroffen ist, macht es Sinn in enger Absprache mit ihr*ihm eine Support-Gruppe zu bilden. Die Gruppe kann die Person beim Umgang mit der Repression, aber auch beim Meistern des Alltages unterstützen und so eine wichtige Stütze sein. Sehr wichtig ist dabei der emotionale Support, nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für das Umfeld. Seid füreinander da und lasst euch von der Repression nicht entzweien!

Als Teil einer Support-Gruppe, aber auch als Person, die selbst nicht Teil eines solchen Zusammenhangs ist und dennoch Betroffene von Repression unterstützen möchte, kannst du Soli-Bars, Soli-Partys und Flohmärkte organisieren. Das eingenommene Geld wird beispielsweise für die Neubeschaffung von Technik oder von anderen Gegenständen benötigt, die durch die Cops im Zuge einer Hausdurchsuchung zerstört oder beschlagnahmt wurden. Oder es wird dafür verwendet, Repressionskosten zu begleichen und Anwält*innen zu bezahlen.
Um auf Fälle von Repression aufmerksam zu machen, eignen sich neben Flyern natürlich auch Social Media Kanäle. Soli-Gruppen können so für mehr Bekanntheit und Unterstützung für betroffene Personen sorgen. Auch Einzelpersonen können das via Social Media unterstützen.
Wenn eine Freund*in oder Genoss*in im Knast landet, informiere dich, wie du ihm*ihr Briefe schreiben kannst. Oft ist das für Gefangene der einzige Weg, den Kontakt zur Außenwelt halbwegs aufrechtzuerhalten. Mache dir bewusst, dass deine Briefe von Justizbeamt*innen gelesen werden. Schreibe anonymisiert und verzichte darauf, persönliche Infos zu teilen oder politische Aktivitäten zu erwähnen. Auch kleine Solidaritätsbekundungen vor dem Knast in Form von Feuerwerken, Sprechchören oder Kundgebungen, können den Gefangenen viel Kraft spenden.

Weitere Informationen dazu, wie du von Repression betroffene Personen unterstützen kannst, findest du beispielsweise bei der Roten Hilfe [ →hxxps//:rote-hilfe.de/aktiv-werden/gefangenen-schreiben] oder bei Ortsgruppen der Roten Hilfe in deiner Stadt und beim örtlichen Ermittlungsausschuss (EA).

Hier einige Beispiele: hxxps://de.indymedia.org/node/347309 , hxxps://de.indymedia.org/node/346945, hxxps://de.indymedia.org/node/344435

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 5, 7.

11.Oute Nazis und AfDler

Manche AfDler*innen und andere Rechte versuchen ihre menschenfeindliche Gesinnung an ihrem Arbeitsplatz, im Sportverein oder in ihrer Nachbarschaft zu verbergen. Wenn du so etwas herausfindest und der Person das Leben schwerer machen willst, gibt es verschiedene Wege, wie du die Info verbreiten kannst. Einerseits kannst du natürlich mit anderen Leuten darüber sprechen. Eine andere beliebte Möglichkeit, wenn du z.B. anonym bleiben möchtest, sind Plakate/Flyer, die du in einer Druckerei drucken kannst [hierbei Fingerabdrücke vermeiden] und in der Umgebung der Wohnung oder des Arbeitsplatzes aufhängen bzw. in Briefkästen werfen kannst. Hierbei solltest du auf gut erkennbare Fotos und sauber recherchierte Infos achten, damit Nachvollziehbarkeit und Wiedererkennung gewährleistet sind. Achte darauf, das die Informationen gut recherchiert und korrekt sind, wenn du sie veröffentlichst. Das Verbreiten von falschen Informationen kann unbeteiligten Personen schaden.

Bestenfalls lädst du Fotos und Informationen auch auf de.indymedia.org hoch, um sie noch weiter zu streuen. Achtung! Siehe 12 Dinge Punkt Digitale Selbstverteidigung. Falls es schneller gehen muss, sind auch Graffitis eine Option, um darauf aufmerksam zu machen, dass beispielsweise in einem Betrieb ein Nazi beschäftigt ist. Outings sind sinnvoll, um Druck auf Arbeitgeber*innen, Sportvereine und Nachbarschaft aufzubauen und das Bewusstsein für rechte Aktivitäten im Umfeld zu stärken. Nazis aus der Deckung holen!

Hier ein Beispiel: hxxps://de.indymedia.org/node/348932 , hxxps://de.indymedia.org/node/346670

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 4, 5, 10, 11..

📵12. Gehe auf eine Demo

Geht auf Demonstrationen oder Kundgebungen. Sie können kraftvolle kollektive Momente schaffen, Orte der Vernetzung bieten und dazu beitragen öffentliche Räume zu gestalten. Im Kampf gegen die AfD sind Demos aber auch ein ganz konkretes Werkzeug um Handlungsspielräume der Rechten einzuschränken.

Bleibe informiert ob es in deiner Gegend öffentliche Mobilisierungen gegen Veranstaltungen, Räumlichkeiten oder Personen der AfD gibt. Hier für bieten sich vor allem die Socialmedia-Kanäle deiner lokalen Antifa Gruppe an.

Auf eine Demonstration oder Kundgebung zu gehen gilt wie bei den meisten genannten Punkten: „Zusammen ist besser als allein“. Um zu schauen wie eine Bezugsgruppe gebildet werden kann, schaue dir Punkt 2 Bezugsgruppe und Organisierung der 12 Dinge an.

Habt ihr euch dafür entschieden zu einer Demo gegen die AfD zu gehen, gibt es dabei einige grundlegende Dinge zu beachten.

Beschäftigt euch schon im voraus mit der Demo. Macht euch Gedanken, was das Ziel und die Inhalte der Demonstration sind und überlegt euch, wie sich das auf den Charakter der Demo auswirken wird. Nicht jede Demo und jede Aktion benötigt die gleiche Vorbereitung und nicht alle das selbe Auftreten und Erscheinungsbild, deshalb überlegt was für euch gerade sinnvoll ist. Unter Punkt 9 Kleidung findest du Tipps die dein Auftreten und Erscheinungsbild auf der Demo betreffen.

Erfahrungsgemäß ist es sehr hilfreich sich vorher klare Ziele zu stecken bzw. feste Aufgaben zu übernehmen. Einfach nur zur Demo zu gehen und mal zu schauen was passiert, bewirkt meist recht wenig. Andererseits könnt ihr auch nicht überall dabei sein und alles gleichzeitig machen. Besprecht vorher was euer Modus auf der Demo ist und mit welchen Aktionen sich alle von euch gut und sicher fühlen.

Um eine Orientierung zu haben welche Dinge ihr als Bezugsgruppe auf einer Aktion dabei haben solltet und welche nicht, findet ihr unter diesem Link eine „Demo-Packliste“: [ → hxxps://skillsforaction.blackblogs.org/packliste/ ]

Vor der Demo

Eine Bezugsgruppe suchen

Anfahrt klären und evtl. Übernachtung

Infos über Demo (z.B. Route, mögliche Zusammentreffen mit Gegendemos etc.)

Euren Wohnort vor Abreise aufräumen mit Blick auf Gegenstände, die euch bei einer möglichen Hausdurchsuchung belasten könnten

gemeinsam Aktionskarten oder Ortskarten anschauen

versuchen sich gegebenenfalls mit Gruppen vor Ort zu vernetzen

Informieren über Möglichkeiten von Bullen und Justiz ( Polizeigesetze in anderen Bundesländern)

Einen Termin für das Reflexionstreffen mit eurer Bezugsgruppe festlegen

EA Nummer aufschreiben (Der „Ermittlungsausschuss“ kümmert sich vor allem um Festgenommene und besorgt für diese Anwält*innen, ebenfalls behält er den Überblick)

Präventive Maßnahmen zur Resilienz: Genug Schlaf, Bewegung,Nahrung, Flüssigkeit und Entspannungsübungen wie Atemtechniken machen euch widerstandsfähiger für Demos

Was nehme ich mit?

Schwarze Klamotten (am besten nicht körperbetont)

Unauffällige Wechselklamotten

Essen und Trinken (Wasserflasche aus Plastik)

Maloxan oder Kochsalzlösung und eine Flasche mit Spritzaufsatz (gegen Pfefferspray)

Papier und Stift (für Gedächtnisprotokoll)

Schlauchschal, FFP2-Maske oder T-Shirt (für die Vermummung)

Mütze / Capi, und Sonnenbrille (zur weiteren Vermummung)

Saubere ( DNA-arme und fingerabdrucksfreie) Handschuhe (wenn ihr Gegenstände werfen oder entzünden wollt)

Erste Hilfe Set (Brauch nicht jede Person, in Bezugsgruppe klären)

Sonnencreme auf Wasserbasis

Geld für eventuelle. Fahrten und Essen

Personalausweis (außer ihr wollt gemeinsam koordiniert eure Identität in Massenaktionen verweigern)

Nummer des Ermittlungsauschusses mit Edding auf den Körper schreiben

Eine Aktionskarte

Weitere Demonstrationsmittel wie zum Beispiel: Pyrotechnik, Rauch, Fahnen, Farbeier, Transparente, Regenschirme zum Schutz vor Kameras etc.

Was nehme ich nicht mit?

Handys (!)

Kalender, Notizen, USB-Sticks oder sonstige Speichermedien

Alles was als Waffe ausgelegt werden kann (zum Beispiel Nagelschere, Taschenmesser)

Drogen und Alkohol

Schmuck, Kontaktlinsen und Make-Up (wegen Verletzung und Pfefferspray)

Während der Demo

Auf dem Weg zur Demo: Kleidung beachten, besteht in Kontakt mit Bullen auf euer Recht die Versammlung aufzusuchen, trefft darüber hinaus keine Aussage. Wenn ihr das Gefühl habt nicht als Versammlungsteilnehmer*in erkannt worden zu sein, eine plausible Erklärung bereitgelegt haben, warum und wohin ihr euch gerade bewegt. Wägt dabei ab, welche Strategie in der jeweiligen Situation angemessen ist.

Ein Blick für den „kollektiven Körper“ der Demo entwickeln: Zusammenbleiben, Aufrücken, Lücken schließen und Menschen in der Masse verschwinden lassen, wenn ein unmittelbarer Zugriff der Bullen auf Einzelpersonen erfolgt.

Keine Fotos und Videos machen (Ihr habt euer Handy ja gar nicht dabei)

keine Passnamen nennen, rufen etc.. Vereinbart einen Bezugsgruppennamen, mit dem ihr euch ansprechen könnt

Achtet darauf Verletze und Sanitäter*innen zu schützen

Ruhe bewahren und bewusst tief atmen bei Stress

Alle Entscheidungen in der Bezugsgruppe werden nach den Bedürfnissen der Person mit dem höchsten Sicherheitsbedürfnis getroffen

Falls eine Person von den Bullen mitgenommen wird den EA anrufen und darüber informieren (dafür solltet ihr untereinander eure Klarnamen und Geburtsdaten wissen)

An die Vermummung denken (wenn sie notwendig ist)

Beim Verlassen zusammenbleiben und einen geeignet Moment oder Ort zum Anziehen der Wechselkleidung suchen

Nach der Demo

Reflexion gehört genauso zur Aktion wie die Aktion selbst. Das gleiche gilt beim Vorbereitungstreffen. Anwesenheit ist hier sehr wichtig.

Was lief gut? Was könnte besser laufen? Was merken wir uns fürs nächste Mal? Gibt es Repressionen und wie können wir die Person/en unterstützen?

Demos können stressige Erfahrungen sein. Nehmt euch daher genug Zeit für emotionale Nachsorge und Zeit für individuelle und kollektive Entspannungs- und Feiermomente

Falls ihr bei dem EA eine Person gemeldet habt, meldet diese auch wieder ab, wenn sie wieder aus der Gefangenensammelstelle entlassen wird.

Ihr könnt euch bei Fragen zu Repression auch an die Rote Hilfe wenden.

hxxps://militanz.blackblogs.org/tipps-und-tricks-fuer-riots-and-stuff/

hxxps://rote-hilfe.de/sites/default/files/2023-12/aussageverweigerung_broschuere_2016-2.pdf

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12. Je nach Demo..

✊13. Unterstütze Personen, die von Faschist*innen bedroht oder angegriffen werden

Faschist*innen wie die AfD können gewaltvoll sein. Physische oder psychische Gewalt sind ein Mittel der Rechten, Angsträume zu schaffen. Besonders auf dem Land, in Gemeinschaftsunterkünften oder in offen linken, queeren, migrantischen Spaces bekommen Menschen diese Gewalt zu spüren. Doch genauso lange wie faschistische Gewalt schon andauert, existiert auch antifaschistischer Widerstand. Da die Gewalt von Faschos zunimmt, ist auch alltägliche, antifaschistische Gegenwehr im Kampf gegen AfD und Co. aktueller denn je. Aber was können wir tun, bei Bedrohungen und Angriffen von Faschist*innen?

Effektiver Support in Situationen

Wenn du Zeug*in rechter Gewalt bist, sei ansprechbar für die Person an die sie gerichtet ist. Biete aktiv deine Unterstützung an und suche dir Verbündete, die mit dir intervenieren können. Folgende Schritten können beim Beobachten eines faschistischen Angriffs helfen, um handlungsfähig zu bleiben:

Erkennen: Um in einer Situation zu supporten, muss erstmal die Wahrnehmung für (faschistische) Gewalt entwickelt werden. Gehe mit offenen Ohren und Augen durch deine Umgebung und sei dir bewusst, dass nicht jeder Angriff laut und offen ersichtlich ist. Der Blick auf das Handy oder den Boden verhindert dies.

Eingreifen: Beobachtet ihr eine solche Situation sind schnelle Entscheidungen gefragt. Natürlich ist sofortiges Eingreifen die wünschenswerte Reaktion. Jedoch erfordert dies immer eine große Portion Mut. Schätzt eure eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten gut ein und überlegt vorher wie ihr vorgehen wollt. Wenn die Situation es hergibt und es sich eher um einen Verbalen Angriff als um einen unmittelbar Physischen Angriff handelt, kann es hilfreich sein, zunächst Blickkontakt mit der Betroffenen Person aufzubauen. So kannst du versuchen sie merken zu lassen , dass du da bist und Unterstützen kannst. Es kann hier auch eine Möglichkeit sein sich neben die Betroffene Persoen zu stellen oder zu setzen und Hilfe anzubieten, so Merken betroffene oder potentielle Angreifer, das die Person nicht allein ist. Zieht auch andere Umstehende mit in die Verantwortung und fordert sie dazu auf gemeinsam gegen die angreifende Person vorzugehen. Oft reagieren beobachtende Menschen aus Panik mit Einfrieren. Ein aktives Ansprechen kann sie aus der Starre holen und wieder handlungsfähig machen. Je mehr Personen sich den angreifenden entgegenstellen, desto sicherer seid ihr.

Nachsorge: Erste Hilfe leisten, beruhigen, versichern: „Du bist nicht mehr in Gefahr. Die Situation ist vorbei.“ (wenn es denn tatsächlich so ist), nach den Bedürfnissen der Person fragen, nicht ungefragt anfassen, in den Arm nehmen oder Ähnliches. Frag die Person ob du jemanden anrufen oder verständigen sollst der ihr*ihm nahe steht. Ein Gedächtnisprotokoll kann dir und der betroffenen Person helfen den Tathergang zu rekonstruieren und mögliche Merkmale des Faschos festzuhalten, um die Person im Nachgang zu identifizieren. Hinterlass der betroffenen Person wenn es für dich möglich ist auch gerne einen Kontakt von dir, damit du im Nachgang erreichbar bist, sollte das gewünscht sein.

Bei all diesen Schritten ist es wichtig, dass ihr in Absprache und Kontakt mit der Person seid, die ihr supporten wollt. Respektiert den Umgang der angegriffenden Person mit der Situation und stellt euch nicht mit einer bevormundenden Retter*inhaltung über ihre Bedürfnisse. Damit setzt ihr nur rassistische, patriarchale oder andere gewaltvolle Dynamiken fort.

Antifaschistischer Selbstschutz

Wenn du Gewalt durch Faschos erfährst, hast du natürlich das Recht dich mit allem zu wehren, was dir in dem Moment zur Verfügung steht.

Davor…

Neben situativen Maßnahmen zur Gegenwehr wie konkrete Selbstverteidigung und dem Heranziehen Unbeteiligter zur Unterstützung, können präventive Maßnahmen dazu beitragen, dass du dich sicherer und selbstbestimmter durch den Alltag bewegst.

Präventiv kann zum Beispiel ein griffbereites Pfefferspray herhalten oder der regelmäßige Besuch eines Kampfsporttrainings für mentale Stärkung und praktisches Wissen zur Selbstverteidung. Kleinere Präventionsmaßnahmen können sein, konsequent auf dein Bauchgefühl zu hören und mit deinen Freund*innen und deinem Umfeld darüber in Austausch zu kommen, welche Umgangsstrategien für sie funktionieren.

Danach…

Nach einem Angriff ist es wichtig, mental, emotional und physisch gut für dich zu sorgen. Was du dann brauchst weißt du am Besten. Nichtsdestotrotz ist es verständlich, wenn du nach einem Erlebnis vielleicht nicht direkt weißt was du brauchst. Du kannst über den support von deinem Umfeld, politischen Genoss*innen und Friends auch eine kostenfreie Beratung in Anspruch nehmen. Dort bekommst du Unterstützung in folgenden Bereichen:

Begleitung im Kontakt mit Anwält*innen, Gerichten, Behörden und Ärzt*innen

finanzielle Unterstützung

emotionale Verarbeitung und Bewältigung der Angriffsfolgen

Einzelgespräche zur Wiedergewinnung des eigenen Sicherheitsgefühls

Koordination von Solidaritätsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit

Hier sind einige Beispiele für Beratungsstellen aufgezählt:

Karte mit Beratungsstellen in ganz Deutschland. Die professionelle Beratung und Unterstützung der Beratungsstellen richtet sich an direkt und indirekt Betroffene, ihre Angehörigen sowie an Zeug*innen eines Angriffs: hxxps://verband-brg.de/beratung/#beratungsstellen

Support bei queerfeindlicher Gewalt: hxxps://hateaid.org/betroffenenberatung

Dinge, die du vorher auf jeden Fall beachten solltest: 7

12 Dinge, die du dabei beachten solltest

🧯Disclaimer

Im folgenden Text haben wir verschieden Punkte zusammen getragen, die ihr unserer Meinung nach beachten solltet, wenn ihr vorhabt Aktionen gegen die AfD oder andere faschistische Kräfte durchzuführen.

Wir halten die Auseinandersetzung mit diesen Themen für unerlässlich, um euch und eure Mitstreiter*innen vor Repression zu schützen, sowie ein effektives und nachhaltiges Arbeiten zu gewährleisten.

Es ist uns aber wichtig zu betonen, dass wir niemanden davon abhalten wollen, selbst aktiv zu werden. Vielmehr wollen wir Awareness für eine Sicherheitskultur und sauberes Arbeiten in antifaschistischer Praxis schaffen.

Überlegt euch vor euren Aktionen genau, wie hoch das Risiko ist und welche der angesprochen Sicherheitsmaßnahmen für euch notwendig sind.

Nicht jedes Abreißen von Wahlplakaten muss vorher von langer Hand geplant und via Tor-Browser ausgekundschaftet werden. Für andere Ideen, die ihr möglicherweise habt, könnte das jedoch nötig sein.

Daher gilt immer: Plant eure Aktionen gut durch, besprecht Szenarien vor und überlegt euch, ob ihr alle nötigen Vorkehrungen getroffen habt.

Frohes Schaffen!.

🙅‍♀️1. Auseinandersetzung mit Repression

Wer sich dafür entscheidet, gegen bestehende Herrschaftsverhältnisse Widerstand zu leisten und dabei zu Mitteln zu greifen, die der bürgerliche Staat als illegal betrachtet, ist früher oder später mit Repression konfrontiert. Bullen und Justiz wollen mithilfe von Überwachung, Gewalt, Gerichtsprozessen und Knast von politischem Widerstand abschrecken. Mit dem Ziel wird ein Gefühl von Ohnmacht gegenüber dem Staat erzeugt. Wenn sie keine Unterstützung erfahren, ziehen sich Betroffene häufig aus der Bewegung zurück. Es muss klar sein: Auch wenn die staatliche Repression sich an der Stelle meist gegen eine einzelne Person richtet, sind wir alle damit gemeint. „Solidarität statt Vereinzelung“ ist nicht nur ein Spruch sondern gelebte Praxis! Es ist essentiell, dass ihr euch vor und während jeder Aktion bestmöglich gegen Repression schützt. Diese 12 Dinge können euch dabei helfen. Genauso wichtig ist, dass ihr euch auf den Fall vorbereitet, dass die Cops euch trotz aller Vorsicht doch auf die Schliche kommen. Das heißt: verschlüsselt eure technischen Geräte und kommuniziert möglichst sicher [siehe Punkt 5]. Bereitet euch gut auf mögliche Hausdurchsuchungen vor [ hxxps://rote-hilfe.de/literaturvertrieb/flyer-hausdurchsuchung]. Und, solltet ihr Aktionen planen, bei denen ihr [unvorhergesehen] in Haft kommen könntet, bereitet euch auch darauf vor, indem ihr ein Haftdokument [ file:///home/amnesia/.tor-browser/profile.default/tmp/UHaft%20zum%20ausf%C3%BCllen-1.pdf ] erstellt. Sinnvoll ist auch, euch regelmäßig zu informieren, welche Repressions-Maßnahmen und Verfahren es gerade in eurer Stadt und darüberhinaus gibt. Solidarisiert euch mit anderen, auch wenn ihr nicht selbst betroffen seid.

„Konsequente Aussageverweigerung ist der einzige Weg, um Ermittlungsverfahren ins Leere laufen zu lassen. Zu ihr gibt es keine Alternative.“

Weitere Informationen zum Thema Repression, wie sie wirkt, wie ihr euch schützen könnt und wie ihr euch in bestimmten Situationen verhalten solltet, erfahrt ihr hier und bei den Ortsgruppen der Roten Hilfe oder des Ermittlungsausschusses (EA) in eurer Stadt:

hxxps://www.rote-hilfe.de
hxxps://rote-hilfe.de/sites/default/files/2023-10/wtwb_sep2022.pdf
[siehe auch Punkt 7].

👩‍👩‍👦‍👦2. Eine Bezugsgruppe ist ein Kreis von ca. 4 bis 8 Personen, der sich als Kollektiv versteht, politisch aufeinander bezieht und zusammenhält. Das kann innerhalb einer Aktion sinnvoll sein, aber auch als Teil einer noch größeren Gruppe oder beim Umgang mit Folgen von Aktivismus wie Repression und emotionalen Krisen.

Eine Bezugsgruppe kann man grundsätzlich mit zwei unterschiedlichen Motivationen gründen, die sich aber eher im Ausmaß und nicht in der Idee unterscheiden. Erstens: Ihr bildet eine Bezugsgruppe, um an einer konkreten Aktion [ wie bspw. einer Demo] teilzunehmen. Zweitens: Ihr bildet eine Bezugsgruppe, um euch längerfristig als stabiles Kollektiv auch außerhalb von konkreten Aktionen zu verstehen. Was man gar nicht genug betonen kann: In jedem Fall hat das Agieren in einer Bezugsgruppe sehr viele Vorzüge.

Angesichts der aktuellen politischen Lage wollen wir an dieser Stelle nochmal die Notwendigkeit betonen, dass alle antifaschistisch eingestellten Menschen sich langfristig politisch organisieren. Organisierte Antifa-Politik muss aber nicht unbedingt heißen, dass man in eine bestehende Politgruppe oder Antifa-Gruppe geht. Aufgrund der begrenzten Anzahl und Kapazität von solchen Antifa-Gruppen ist unserer Ansicht nach das Bilden von vielen langfristigen und handlungsfähigen Bezugsgruppen der wichtigste Schritt zur Organisierung der antifaschistischen Bewegung [ Du willst eine neue Politgruppe gründen? Siehe Punkt Antifa-Gruppe gründen] . Der Spruch „Bildet Banden!“ klingt abgenutzt, aber: als Einzelpersonen werden wir nie so viel ausrichten können wie zusammen.

Wir finden ganz allgemein den Ansatz, sich mit einer kleinen Gruppe an Menschen langfristig als politisches Kollektiv zu verstehen und zu handeln, am sinnvollsten. Der Weg dahin ist aber nicht immer leicht. Ein erster Schritt kann sein, sich erst mal für eine Aktion oder Demo zusammen zu schließen.

Viele Bezugsgruppen finden irgendwie durch Zufälle zueinander. Ein Ausgangspunkt sind oft Freundschaften und gemeinsame Freund*innenkreise. Egal ob in der Schule, Ausbildung, Uni oder am Arbeitsplatz: Wenn man sich über politische Themen verständigt kommt man oft gemeinsam zu dem Schluss, dass sich etwas an dem Bestehenden ändern muss. Dann liegt auch der Schritt, sich dafür zusammen zu schließen, direkt sehr nahe. Manchmal hat man aber auch nicht die richtigen Leute im Umfeld, um zusammen so einen Schritt zu gehen. Dafür werden im Vorfeld von größeren Aktionen oder Naziaufmärschen manchmal Events zur Bezugsgruppenfindung oder Aktionstrainings angeboten, wo man Leute kennen lernen kann, die die selben Ziele und Überzeugungen haben.

Will man mit einer Bezugsgruppe auf eine Aktion, sollte man einige Dinge im Vorfeld beachten und klären. Nach der Aktion ist es nachhaltig und sinnvoll, sich nochmal treffen um über Erlebtes zu reden. Das ist alles genauer erklärt im unten verlinkten Bezugsgruppenreader.

Wenn ihr sowieso immer wieder mit denselben Leuten auf Demos und Veranstaltungen geht, aber das eher so nebenher passiert – oder ihr euch schon als Bezugsgruppe versteht aber immer nur über die nächste Demo redet – ist jetzt vielleicht der Moment gekommen: Ihr könntet eure Gefährt*innen fragen, ob ihr euch auch längerfristig als feste Bezugsgruppe verstehen wollt. Das bedeutet in erster Linie, sich öfter zu treffen als vorher bzw. überhaupt anzufangen, sich gezielt miteinander zu treffen. Bevor ihr gemeinsam Aktionen plant und umsetzt ist es ratsam sich über die Ausrichtung auszutauschen. Ist es eine Crew, die sich vor allem im Schutz der Dunkelheit für Kleingruppenaktionen trifft oder eine im öffentlichen Raum sichtbar als Zusammenhang auftretende Crew auf Demos etc..

Unabhängig von eurer politischen Praxis ist eine gewisse Regelmäßigkeit solcher Treffen super. Ansonsten ist es ganz eure Sache, wie ihr das gestaltet und wie viel Struktur ihr braucht. Ihr könnt z.B. über eure Ansichten zu politischen Themen diskutieren, Bücher lesen, euch Aktionen und Ziele festlegen, euch zusammen Anleitungen und Zines zu politischer Praxis anschauen, über Themen wie Ängste oder Bedürfnisse in der Gruppe sprechen oder eure Computer zusammen verschlüsseln. Das sind alles Sachen, bei denen man alleine oft nicht weiterkommt oder bei denen es viel schwieriger ist, sie alleine anzugehen. Viele Sachen, vor allem emotionale Fürsorge und Aktionen, kann man auch alleine gar nicht machen. Wenn ihr euch in eurer Bezugsgruppe gut aufgestellt fühlt, kann es als nächstes sinnvoll sein, sich mit anderen vertrauenswürdigen Bezugsgruppen zu connecten, z.B. um Erfahrungen auszutauschen, zusammen Aktionen zu machen oder eine Antifa-Gruppe zu gründen. Eine Bezugsgruppe zu haben, die langfristig zusammen arbeitet gibt Ruhe in chaotischen politischen Zeiten, macht Spaß, ihr könnt Vertrauen zueinander aufbauen und wisst auf wen ihr zählen könnt und wen ihr fragt, wenn ihr auf aktuelle Ereignisse reagieren wollt.

!Achtung! Wir sprechen für fast alle der 13/12 Dinge, die wir auf dieser Seite gesammelt haben, die dringende Empfehlung aus, sie nicht alleine, sondern nur zusammen mit einer Bezugsgruppe zu machen, in der ihr euch wohlfühlt und der ihr vertraut. Im Idealfall besprecht ihr innerhalb dieser Gruppe in Ruhe diese 12 Dinge, bevor ihr irgendwas von diesen 13 Dingen macht.

Mehr Infos unter:

Bezugsgruppenreader, Teil 1: Allgemeines, Emotionales, Rechtliches. hxxps://gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org/wp-content/uploads/2021/06/Bezugsgruppenreader.pdf

Bezugsgruppenreader, Teil 2: Mit Bezugsgruppe in Aktion. hxxps://remagen.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1183/2020/01/bezugsgruppenreader_2.pdf

Tipps und Tricks für Antifas und Antiras (2023). Gibt’s in jedem linken Buchladen oder Onlineshop für 5,00€. Alles, was da drin steht, lässt sich sehr gut auf Bezugsgruppen übertragen.

🤝3. Soziale Sicherheit: Vertrauensvolle Beziehungen

Wenn du dich antifaschistisch organisierst, bist du nicht nur für deine eigene Sicherheit verantwortlich, sondern auch für die deiner Gefährt*innen und weitere politische Strukturen, in denen du dich bewegst. Es ist daher wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, welche Dinge wem erzählt werden können und welche nicht erzählt werden sollten. Auch ist wichtig darauf zu achten, in welchen Kontexten über Dinge gespochen werden kann und in welchen nicht.

Vielleicht sind euch bereits die Merksätze „Keine Namen, keine Strukturen“ und „Anna & Arthur haltens Maul“ bekannt. Aber was heißt das und warum ist das wichtig?

Generell gilt: Sprecht nur mit beteiligten Personen darüber…

…welche für die Ermittlungsbehörden relevante Aktionen ihr gemeinsam gemacht habt.
…welche Personen an welchen Aktionen beteiligt waren.
…mit welchen Personen ihr euch wo oder wie oft trefft.
…mit welchen anderen Gruppen etc. ihr vernetzt seid.

Mit unbeteiligten Personen, also Personen, die nicht an Aktionen oder Organisierungen beteiligt waren/sind, soltet ihr über diese Dinge gar nicht sprechen.

Warum ist das so?

Belastung anderer Personen
Sollte eine Aktion oder eine Organisationsform für die Cops interessant werden, dann ist es gut, wenn so wenige Personen wie möglich von etwas wissen. Jede Person, die du einweist, wird ggf. zur „Mitwisser*in“. Das bedeutet, du verwickelst Personen eventuell in Verfahren, von denen diese eigentlich nicht betroffen wären. Auch wenn es nett und vertrauensvoll gemeint war, der Person ein bisschen was zu erzählen.
Zudem sollte dir bewusst sein, dass die Weitergabe von Informationen nicht nur dich betrifft, sondern auch deine Genoss*innen. Wenn du eine Person deines Vertrauens einweihst in Dinge, die du tust, denke daran: Diese Dinge machst du nicht allein und mit der Weitergabe einer Information kannst du auch deine Genoss*innen belasten.

Es kann sich komisch anfühlen, mit vertrauten Personen bestimmte Dinge nicht zu besprechen, auch wenn ihr ansonsten Vieles teilt. Du musst dein enges Umfeld (WG, Freund*innenkreis etc.) aber auch nicht „anlügen“. In der WG, im Freund*innenkreis etc. ist es möglich, Personen zu kommunizeren, das man politisch aktiv ist. Der Inhalt dieser Aktivität sollte allerdings diskret gehalten werden. Statt zu sagen „Ich gehe jetzt zu einem Treffen mit Gruppe XY für Aktion XY“ Kannst du auch sagen: „Ich habe noch ein Treffen“. Du kannst Personen erklären, warum du leider nicht ausfühlicher über Dinge sprechen kannst und dass das nicht daran liegt, dass du ihnen nicht vertraust.

In der „linken Szene“ gibt es allerdings auch viele Infomationen, die zu unrecht nicht geteilt werden. Bestrebungen, sicher antifaschistisch arbeiten zu können, gehen leider oft mit einer Abschottung der Szene einher, die jungen Antifaschist*innen den Einstieg erschwert und Wissenshierarchien entstehen lässt. Es ist wichtig, mit interessierten Personen ins Gespräch zu kommen und Wissen weiterzugeben. Diese Wissensweitergabe sollte darauf abzielen, anderen Personen Orientierung zu bieten – ohne dabei euch selbst oder andere zu gefährden.

Tausch dich am besten mit deinen Genoss*innen aus. Überlegt euch gemeinsam, wie ihr über Dinge sprechen bzw. nicht sprechen wollt – womit ihr euch wohlfühlt aber auch auf eure eigene Sicherheit sowie die Anderer achtet.

Dass das Bedürfnis entsteht, bestimmte Dinge weiterzuerzählen, ist ganz normal. Allerdings ist es wichtig zu hinterfragen, wie dieses Bedürfnis in bestimmten Situationen entsteht: Geht es mir gerade darum, mich bei Leuten zu profilieren, indem ich zeige, was für Aktionen ich bereits gemacht habe oder wie gut ich vernetzt bin? Oder ist die Weitergabe einer Infomation gerade sinnvoll und unbedenklich? Um dem Bedürfnis, Dinge an Dritte weiterzuerzählen, entgegen zu kommen, kann es auch helfen, eine gute Gesprächskultur innerhalb eurer Gruppen oder Bezugsgruppen zu entwickeln. [Siehe hierzu Punkt 7 ]

Wie bewerte ich jemanden als vertrauenswürdig? Was sind Backgroundchecks?

Ein Kriterium, nach dem Informationen geteilt oder nicht geteilt werden, ist die Vertrauenswürdigkeit einer Person. Aber wie bewerte ich diese? Fälle von V-Personen [ V = Kurzform für Verfassungsschutz ] oder verdeckten Ermittler*innen sollten nicht paranoid machen, aber erinnern daran, wie Vertrauen in andere Personen in der Vergangenheit ausgenutzt wurde.

Es gibt keine perfekte Herangehensweise, die hundertprozentigen Schutz bietet, um das Risiko einer solchen Unterwanderung zu reduzieren. Es kann allerdings helfen, mit den Menschen, mit denen ihr Politik macht oder machen wollt, darüber zu sprechen, was diese bisher in ihrem Leben bereits gemacht haben oder in welchen Kontexten sie sich bewegt haben. Diese Angaben könnt ihr gegenseitig über Kontakte oder auch Internetrecherchen versuchen zu überprüfen. Personalsausweise, Zeugnisse etc. bieten euch hierbei keine Absicherung. Die Ermittlungsbehörden verfügen über eine Vielzahl an Möglichkeiten diese Dokumente zu erstellen. Hier hilft eher eine Überprüfung verschiedener Lebenslauf-Etappen. Kennt ihr Personen, die mit der Person auf einer Schule waren? Kennt ihr langjährige Freund*innen der Person? Kennt ihr Personen in der Stadt, in der die Person aufgewachsen ist, die die Person kennen könnten?
Backgroundchecks sollen nicht als Verhörmaßnahme dienen, sondern eure Strukturen schützen. Versucht es zu normalisieren, euch gegenseitig Fragen zu stellen – auch wenn es erst befremdlich erscheint.

In der linken Szene gibt es viele Informationen, die zu unrecht nicht geteilt werden. Dadurch entstehen Wissenshierarchien. Das beschreibt eine Form der Überlegenheitsperformance durch das bewusste Vorenthalten von Informationen. Dabei werden Infos nicht aus Schutz- oder Repressionsrisiken ausgelassen, sondern nur um einen sozialen Status und Anerkennung zu erlangen. Überlegt euch also gut, ob es uns oder andere schützt, Infos nicht zu teilen, oder ob ihr euch mit der Information profiliert. .

🗺️4. Physisische Sicherheit: Treffpunkte

Um praktisch handeln zu können sind oft sichere Absprachen nötig. Egal, wie gut es um die eigene digitale Sicherheit [siehe Punkt 5] bestellt ist, sind Face-to-Face Absprachen in einer überwachungsarmen Umgebung immer noch am sichersten.

Wo wird sich getroffen?

Treffen sollten möglichst an einem geeigneten anonymen Treffpunkt stattfinden. Hierzu können schlecht einsehbare Orte an der frischen Luft wie Wälder oder Parks geeignet sein. Innenräume [ egal ob privat oder öffentlich] laufen Gefahr abgehört zu werden und sollten nicht als sicher vorausgesetzt werden. Achtet darauf, mit wem ihr an welchen Orten zusammen herumsteht und von wem ihr dabei gesehen werden könntet. Ihr solltet euch beispielsweise nicht gemeinsam an der Hauptstraße treffen und dann zum Ort laufen.

Wie komme ich wo hin?
Den Weg zu einem Treffpunkt könnt ihr euch auf openstreetmaps.org über Tails, den Tor-Browser oder auf Papierkarten heraussuchen [siehe Punkt 5] .
Wenn ich mich auf den Weg zu einem Treffpunkt mache, ist es wichtig dabei sicherzustellen, dass dir niemand folgt. Überlege dir vorher mit welchem Transportmittel du einen Ort erreichen möchtest. Achte ggf. im Bus darauf, wer ebenfalls darin sitzt oder gemeinsam mit dir aussteigt. Fahre oder laufe ein paar extra Umwege um ungebetene Begleitung ggf. „abzuschütteln“.
Um eventuelle Observationen aufzudecken, kannst du unter folgendem Link weitere Informationen nachlesen: hxxps://gipfelsoli.org/rcms_repos/Tools/massnahmen-gegen-observation.pdf [Anmerkung Broschüre nicht ganz Aktuell 2011 ]
Hast du den Verdacht einer Observation, dann gehe nicht zu dem anvisierten Treffen und sprich mit deinen Genoss*innen über deine Befürchtung und Möglichkeiten damit umzugehen. Sammelt dabei alle Informationen, die den Verdacht ausgelöst haben und geht strukturiert vor. Wenn ihr Beobachtungen macht, notiert Zeit, Ort und Personen- oder Autobeschreibung. Generell lässt sich zu Observation festhalten, dass sie für Laien nicht zu bemerken ist, wenn das Observationsteam es nicht bewusst einsetzt, um ihre Zielperson unter Druck zu setzen. Wir warnen an dieser Stelle vor unüberlegten Gegenobservationen. Eine ausführlichere Begründung findet ihr dazu in der oben verlinkten Broschüre. Trefft stattdessden alle präventive Maßnahmen, die euch in eurem Kontext sinnvoll und angebracht erscheinen.

GPS / Ortung
Um nicht per Standort aufgespürt zu werden oder um unerwünschtes Mithören zu vermeiden: Lasst eure Handys zuhause!
Es ist sinnvoll, eure Fortbewegungsmittel (Fahrrad, Auto) ab und an auf ohne euer Wissen eingebaute GPS Tracker zu checken. Wie ihr das tun könnt findet ihr ebenfalls in der oben gelisteten Broschüre.
Auf dieser Seite sind einige technische Mittel dargestellt, die Ermittlungsbehörden in der Vergangenheit genutzt haben, um Informationene über Wege, Treffpunkte und Gespräche politischer Aktivist*innen zu erhalten: hxxps://www.notrace.how/earsandeyes .

💻5. Digitale Selbstverteidigung

Falls ihr antifaschistisch aktiv werden wollt, ist sichere Kommunikation key. Hier setzen Ermittlungsbehörden oft an, um Informationen zu sammeln, die vor Gericht gegen euch verwendet werden können. So können Bewegungsprofile aufgezeichnet werden durch Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) und alle unverschlüsselten Nachrichten, E-Mails, SMS und Anrufe ausgelesen werden. Durch sogenannte Metadaten ist Ermittlungsbehörden auch bei verschlüsselten Inhalten klar, wer wann in welcher Funkzelle eingeloggt ist und miteinander kommuniziert. Das allein reicht oft als Info und ist hochinteressant für die Cops. Ein direktes Gespräch in einem überwachungsarmen Raum [siehe Punkt 4] ohne elektronische Geräte bleibt also oft der sicherste Kommunikationsweg, dennoch ist digitale Kommunikation für viele Formen der Organisierung notwendig. Wägt dabei Nutzen und Praktikabilität [nicht zu verwechseln mit Faulheit] ab. Gleichzeitig ist wichtig sich daran zu erinnern, dass nicht alle Menschen, die politisch aktiv sind automatisch von digitaler Überwachung betroffen sind. Um den Ermittlungsbehördern in ihrer Datensammelwut in die Suppe zu spucken und ihnen das Leben schwerstmöglich zu machen, folgen ein paar Hinweise zur IT-Sicherheit.

Achtung! Ein gesundes Sicherheitsbewusstsein und eine kollektive Praxis gemeinsamer Sicherheitsstandarts wirkt aufkommender Paranoia erfahrungsgemäß entgegen. Schafft euch regelmäßig Räume, um einzuchecken, euch auf dem Laufenden zu halten und gegenseitig zu unterstützen in der Umsetzung.

Wenn ihr die unten aufgeführten Wege und Methoden nicht nutzen könnt oder ihr über das Mobilfunknetz telefoniert, macht euch umso stärker bewusst, worüber ihr redet oder schreibt. Bestimmte Informationen sollten auf diese Weise auf keinen Fall geteilt werden.
Geräteverschlüsselung

→Laptops , Computer und Datenträger:

Es ist notwendig, eure Geräte zu verschlüsseln, um eure Daten bei physischem Zugriff zu schützen. Bei den Betriebssystemen Windows oder Linux könnt ihr das mit Veracrypt machen, einem Programm, das ihr kostenlos im Internet herunterladen könnt [ bei Windows Veracrypt, bei Linux LUKS, Apple hat eigene Verschlüsselung]. Dabei könnt ihr Teile eures Computers oder den ganzen Computer verschlüsseln und mit einem Passwort schützen. iPhones, aber auch die meisten Smartphones mit dem Android Betriebssystem haben bereits eine voreingebaute Funktion, um euer Gerät zu verschlüsseln. Diese findet ihr in den Einstellungen unter dem Punkt Sicherheit. Achtet hierbei auf ein sicheres Passwort.

→ Handys

Handys sind ein wichtiges Einfallstor für Ermittlungsbehörden über eure Strukturen, Bewegungen, und Kontakte Informationen zu sammeln. Daher gilt wie bei den Latptops: Verschlüsselt sie mit einem sicheren Passwort [siehe Kapitel „Passwörter“] . Es gibt verschiedene sicherere Betriebssysteme, die ihr auf euer Handy spielen könnt. Ein zu empfehlendes Betriebssystem ist GrapheneOs. Dieses Betriebssystem lässt sich ausschließlich auf Google Pixel Handys installieren.

[ Installationsguide: → hxxps://grapheneos.org/install/ ]

Alternativ könnt ihr auch die Verschlüsselung von Apple [ → hxxps://help.apple.com/pdf/security/de_DE/apple-platform-security-guide-d.pdf] nutzen oder opensource Betriebssysteme wie Lineage [ →hxxps://wiki.lineageos.org/] oder CalyxOS [→ hxxps://calyxos.org/].

Holt euch dazu Unterstützung von eurer lokalen linken Techniksprechstunde oder organisiert kleine Techniktreffen, in der ihr euch bei der Einrichtung gegenseitig supporten könnt.

Ganz grundsätzlich gilt: Gewöhnt euch daran, Handys auch mal häufiger zuhause zu lassen. Denn so machen wir uns unabhängiger und verhindern auch in vermeintlich privaten Gesprächen, dass interner Gossip, Stress, Konflikte und Dramen genutzt werden von Ermittlungsbehörden, um Spaltung zu sähen und das soziale Gefüge zu beeinflussen. Soziale Landkarten und Bewegungsprofile werden zudem häufig bei der Suche nach Verdächtigen als Anhaltspunkte genutzt. Versucht dabei abzuwägen, wo ihr der Kriminalisierung von politischen Freund*innenschaften trotzen wollt und wo ihr euch und euer Umfeld aktiv schützen könnt, indem ihr euch angwöhnt ohne euer Mobilfunkgerät unterwegs zu sein, wenn ihr euch mit eurer Crew trefft.

→Passwörter

Wenn ihr etwas mit einem Passwort verschlüsselt, achtet darauf, was für ein Passwort ihr wählt. Am besten keine Geburtstage, Jahreszahlen oder Wörter, die im Wörterbuch oder in starker Verbindung zu eurem Leben stehen. Am Besten wählt ihr eine zufällige Kombination aus mindestens 12 Zahlen, Buchstaben und Zeichen. Damit ihr mit verschiedenen Passwörtern nicht durcheinander kommt oder sie vergesst, hilft ein Passwort Manager, wie das kostenlose Programm KeePass, bei dem all eure Passwörter sicher aufbewahrt und mit nur einem sehr sicheren Passwort zugänglich gemacht werden. [→hxxps://keepass.info/ ] .

Tails

Tails ist ein Betriebssystem, das extra für anonymes Surfen und sicheres Arbeiten an Rechnern entwickelt wurde und ist darüber hinaus auch für nicht besonders technikaffine Menschen leicht zu bedienen. [→ hxxps://tails.net/install/ ] Auch wenn Tails natürlich keine absolute Sicherheit bietet, kann man es als „Creme de la Creme“ der Sicherheits-Tools bezeichnen, weil es viele nützliche Funktionen vereint. Im Idealfall haben du und deine Freund*innen alle einen Tails-Stick und die meisten eurer politischen Aktivitäten laufen über Tails.

Da das Tails Betriebssystem direkt von einem USB-Stick gestartet wird, benötigt es keinen Zugriff auf die Festplatte. Damit schützt es vor Zugriffen auf eure Daten und hinterlässt keine Spuren. Tails startet immer im gleichen Zustand und alles was ihr macht verschwindet, sobald ihr den Rechner herunterfahrt. Wollt ihr doch etwas dauerhaft speichern, gibt es dafür einen verschlüsselten Bereich auf dem Stick (Persistent). Für einen weiteren Schutz sorgt Tails dadurch, dass jeglicher Internetverkehr (auch der von Messengerdiensten und Mailprogrammen) über das Tor-Netzwerk geleitet wird. Teil des Betriebssystem sind auch eine ganze Reihe nützlicher Programme. Etwa der Tor-Browser für sicheres Surfen, Thunderbird und PGP für verschlüsselten Mailverkehr, gängige Office-Anwendungen, Programme zur Bildbearbeitung, ein Passwortmanager, ein Messenger und vieles mehr.

[→ hxxps://antifa-info.net/praxistipps/mit-tails-arbeiten/ ]

[→hxxps://capulcu.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/54/2021/04/Tails-2021-04-12.pdf ]

Kommunikation

→ Signal

Signal lässt sich im Playstore, Aurorastore oder als APK Datei aus dem Webbrowser herunterladen und bietet alle Möglichkeiten, die auch andere Messenger haben. Signal bietet darüber hinaus allerdings die derzeit beste End-to-End Verschlüsselung. Dieses Prinzip verhindert, dass gesendete Nachrichten auf dem Weg zwischen den Mobilgeräten lesbar sind. !Achtung! Signal wird noch sicherer, wenn ihr einige Einstellungen vornehmt. Mit Hilfe eines Timers können sich Nachrichten beispielsweise selbst löschen. Wägt hier Praktikabilität und Sicherheitsbedürfnis ab. Ideal ist ein ein Tagestimer

→ Jabber

Jabber ist ein Sofortnachrichtendienst, über den ihr nur chatten könnt, wenn beide Gesprächsteilnehmer*innen online sind. Wenn ihr das Live-Betriebssystem Tails nutzt, ist das Programm schon vorinstalliert. Um sich einen Account zu erstellen könnt ihr zum Beispiel das Technikkollektiv Systemausfall nutzen: hxxps://systemausfall.org/dienste/xmpp-chat.html . Klickt dafür auf „XMPP Konto einrichten“. Denkt daran, in den Einstellungen festzulegen, die Chats nicht mitzuschneiden. Und authentifiziert eure Buddys mit einer klar zuordbaren Frage aus eurem Alltag. Und richtet euch usernamen ein, die nicht mit euch in Verbindung zu bringen sind.

→ Element

Element ist eine App, die auch ohne Handynummer die Möglichkeit bietet verschlüsselt zu kommunizieren. Über eine anonyme Emailadresse könnt ihr euch einen Account erstellen.

[ → hxxps://try.element.io/get-started ]

→ Verschlüsselte Mails mit PGP – Pretty Good Privacy

Einen der wohl bekanntesten Wege sicher über das Internet zu kommunizieren, bietet die Verschlüsselung von E-Mails durch PGP. Wie bei Signal wird hier eine End-to-End Verschlüsselung verwendet. PGP ist mittlerweile in Mozillas Email-Client Thunderbird enthalten, den ihr kostenlos herunterladen könnt. Eine E-Mail-Adresse lässt sich bei diversen Anbietern kostenlos erstellen, am besten eignen sich beispielsweise systemli. [ hxxps://antifa-info.net/praxistipps/mails-mit-pgp-verschluesseln/ ]

→Schleuder , verschlüsselte Mailinglisten

Wenn ihr mit mehreren Menschen gleichzeitig über verschlüsselte Emails kommunizieren wollt, könnt ihr eine sogenannte Schleuder anfragen. [→ hxxps://systemausfall.org/dienste/mailinglisten.html ]

Recherche im Internet

Wenn ihr im Internet unterwegs seid, können eure Aktivitäten einfach verfolgt werden. Um eure Spuren im Internet zu verwischen, könnt ihr den Tor-Browser herunterladen. Der Tor-Browser verschleiert eure IP-Adresse, indem eure Daten über mehrere Stationen umgeleitet werden. Ihr seid dann mit einer IP-Adresse im Internet unterwegs, die euch nicht zugeordnet werden kann. Webseiten wie diese hier solltest du generell nur mit Tor aufrufen. Zusätzlich ist ein sogenannter VPN (Virtual Private Network) zu empfehlen. Da Firmen, die kostenlose VPN Dienste anbieten, immer auch Profit aus euren Daten schlagen und eigene Interessen verfolgen, ist es ratsam einen bezahlten Anbieter zu wählen. Mehr zur Einrichtung eines VPNs an einem Beispiel hier [ →hxxps://mullvad.net ]

Um online Dokumente und Daten über einen längeren Zeitraum zu speichern, bietet sich „Cryptpad.fr“ an. Cryptpad ist ein Beispiel für einen Onlinedienst, bei dem du verschlüsselt mit einem Passwort gesicherte Dokumente und Ordner ablegen kannst. !Achtung! Öffne die Seite über den Tor-Browser.

Los gehts…

Digitale Selbstverteidigung kann nur als kollektive Praxis funktionieren. Teilt euer Erfahrungswissen über digitalen Schutz vor Überwachungsmaßnahmen mit euren Gefährt*innen und bringt euch regelmäßig gemeinsam auf den aktuellsten Stand. Genauso wie Staat und Bullen sich kontinuierlich dazu austauschen – zum Beispiel in ihrer alljährlichen Sicherheitskonferenz – so müssen auch wir uns vor Augen halten, dass trotz aller technischen Fortschritte nicht alles verloren ist. Wir können unsere Kommunikation und unsere Daten schützen und wir werden unser Bestes dazu tun. Das Ziel ist es, dass immer mehr Menschen sich der digitalen Selbstverteidigung verschreiben, um sich gegenseitig bestmöglichst zu schützen.

Mehr Infos unter:

[→ riseup.net/de/security ]
[→ cryptoparty.in/learn ]
[→securityinabox.org ]
[ → hxxps://abcdd.org/wp-content/uploads/2018/02/secuguide-de.pdf ]
[→hxxps://archive.org/details/de_beschlagnahmt-1.1.0/page/21/mode/2up ] .

🛡️6. Rechtliche Vorsorge

Für den Fall, dass doch mal was schief läuft, gilt es auch rechtlich vorbereitet zu sein. Werdet Mitglied der Roten Hilfe [ →hxxps://rote-hilfe.de ] und informiert euch, ob es in eurer Stadt eine Ortsgruppe gibt. Diese bieten regelmäßig Sprechstunden an, bei denen du vorbeikommen und dich beraten lassen kannst, sei es nach einer Kontrolle im Vorfeld einer Demonstration, einer Festnahme, einer Hausdurchsuchung, nach Erhalten eines Strafbefehls oder einem anderen Kontakt mit Polizei oder Justiz. Diese können dich auch immer an solidarische Anwält*innen in der deiner Stadt weiterleiten, falls es anwältliche Unterstützung benötigt. Sinnvoll ist es auch, sich vorm hoffentlich nicht eintretenden Ernstfall damit zu beschäftigen, welcher Anwältin man vertraut. Denn obwohl man bei schwerwiegenden Vorwürfen, z.B. einem Untersuchungshaftbeschluss das Recht auf eine Pflichtverteidigerin hat, so sind dies jedoch oft Personen, die nicht deine politischen Grundideen teilen und dir beispielsweise raten werden, gegen deine Freunde auszusagen oder Deals mit der Staatsanwaltschaft einzugehen. Mehr zu Aussageverweigerung hier [ →hxxps://rote-hilfe.de/rechtshilfetipps/aussageverweigerung]. Deshalb ist es sinnvoll, den Namen und bestenfalls Nummer einer Anwältin parat zu haben, die angerufen werden kann.
Es empfiehlt sich, die Broschüre „Was tun wenn’s brennt?!“ der Roten Hilfe [entweder hier →hxxps://rote-hilfe.de/rechtshilfetipps/was-tun-wenns-brennt als PDF oder im nächstgelegenen Infoladen ] gemeinsam mit deiner Bezugsgruppe zu lesen und zu besprechen, sie bietet wichtige Rechtshilfetipps für Demonstrationen, bei Übergriffen durch die Polizei bis hin zu Festnahmen und auch Hinweise zum Verhalten auf der Polizeiwache.

Auch zum Fall einer Hausdurchsuchung bietet die Rote Hilfe nützliche Hinweise, wie sich verhalten werden sollte und was eure Rechte sind. Lest dies mit deinen Mitbewohner*innen und sprecht darüber, was eure Ängste in Bezug auf dieses Szenario sind, was ihr euch in einem solchen Fall voneinander wünscht und was ihr braucht, um euch gut vorbereitet zu fühlen. Es gibt bei der Roten Hilfe auch Plakate mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Hinweise zur HD, die ihr euch neben eure Wohnungstür hängen könnt. Behaltet im Kopf, dass eine Hausdurchsuchung nicht nur am Wohnort, sondern auch am Arbeitsplatz und ggf. bei den Eltern erfolgen kann.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Knast wird oftmals vermieden, da es verständlicherweise sehr beängstigenden ist. Dennoch ist es besser, sich damit beschäftigt zu haben, zu wissen, was eine erwarten kann und was die Wünsche an die Genoss*innen draußen sind. Der Ratgeber „Wege durch den Knast“ [ →hxxps://wegedurchdenknast.de ] bietet sehr viele Informationen und Hinweise, von einem Überblick über den Ablauf der ersten Tage in der Haftanstalt, über den Umgang mit psychischer und körperlicher Gesundheit, hin zu Gefangenenzeitungen und vielem mehr. Lest das und sprecht mit eurem Umfeld darüber. Macht euch auch Gedanken, was passieren müsste, wenn ihr längere Zeit nicht da wärt. Wer informiert Angehörige/Friends, wer kann Kontaktperson für die Anwältin sein, wer kümmert sich um die Katze?, etc. Macht euch auch Gedanken um Soliarbeit. Wer soll euch unterstützen, wenn ihr im Knast sitzt? Wie offensiv und öffentlich soll eine Kampagne auftreten? Soll euer Klarname verwendet werden oder ein anderer? Wie stellt ihr euch eine politische Prozessführung vor? Freut ihr euch über Feuerwerk? Von wem wollt ihr Briefe haben, wer soll euch besuchen? Schreibt die wichtigsten Nummern, Zugangsdaten und Wünsche in ein verschlüsseltes Dokument und hinterlegt sie bei Personen, denen ihr vertraut. .

❤️‍🩹7. Emotionen und Fürsorge

Die negativen Folgen von Konfrontationen mit Nazis, von Repression oder Erlebnissen während einer Aktion sind vielfältig. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch kontinuierlich mit euren Emotionen auseinandersetzt, euch gegenseitig unterstützt und füreinander da seid. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, angefangen bei Check In- und Abschluss-Runden bei den regelmäßigen Treffen deiner (Bezugs-)Gruppe bis hin zum Wahrnehmen von Angeboten der ‚Out of Action‘ – Gruppe in eurer Stadt.

Emotion und Aktion

Reflektiert eure Ängste und Grenzen und nehmt euch beim Vorbesprechen von Aktionen ausreichend Zeit, um euch darüber auszutauschen. Das sollte ein wichtiger Teil der Vorbereitung sein und ist grundlegend, um eine Aktion möglichst sicher durchführen zu können. Es sollte jederzeit möglich sein, sich vor und während der Aktion für einen Abbruch zu entscheiden. Überlegt ausführlich einen Umgang für den Fall, dass (Sicherheits-)Bedürfnisse von Personen übergangen werden. Genauso wichtig ist die Nachbereitung. Sprecht darüber, wie ihr euch in welcher Situation gefühlt habt, was das in euch ausgelöst hat und leitet gemeinsam Schlussfolgerungen ab. Sammelt, was noch nicht funktioniert hat und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Feiert euch für eure Erfolge!

Umgang mit (patriarchaler) Gewalt

Überlegt euch ein Verfahren für den Fall, dass eine Person in eurer (Bezugs-)Gruppe oder eurem Umfeld (patriarchale) Gewalt ausübt. Dabei kommt es natürlich konkret darauf an, um welches Verhalten oder welche Handlungen es geht. Es ist nicht damit getan, die gewaltausübende Person aus eurem Zusammenhang auszuschließen. Ziel sollte einerseits sein, dass die gewaltausübende Person Verantwortung für ihr Verhalten übernimmt, zum Beispiel durch Einsicht, Reflexion und dem Verlernen patriarchaler Muster. Andererseits geht es um den Schutz, emotionale Fürsorge und die Stärkung der Person, die die Gewalt erlebt hat. Konzepte der Transformativen Gerechtigkeit können bei der Entwicklung eines solchen Verfahrens hilfreich sein. Informiert euch auch bei Gruppen in eurer Stadt, die zu diesem Thema arbeiten. In einigen Städten gibt es beispielsweise einen Antisexistischen Support oder Beratungsstellen, die jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit patriarchaler Gewalt mitbringen.
Das ‚Antifa Ost Verfahren‘ hat gezeigt, wozu ein schlechter oder sogar fehlender Umgang mit einer gewaltausübenden Person beitragen kann: zur Zusammenarbeit des Täters mit den Repressionsbehörden gegen die ehemaligen Genoss*innen. Seht patriarchales Verhalten also immer auch als eine mögliche Sicherheitslücke, wenn sich dem zu spät , oberflächlich oder gar nicht zugewandt wird. Macht euch daher nicht erst nach Gewaltvorfällen darüber Gedanken, sondern etabliert eine proaktive feministsche Praxis miteinander. Was das konkret bedeutet braucht Zeit und ehrliche Auseinandersetzung mit erlerntem patriarchalen Verhalten und Rollenbildern in Gruppen. Daraus Schritt für Schritt auszubrechen ist nicht nur bitter notwendig, sondern auch befreiend und lässt eure Strukturen widerstandfähiger werden.

Weitere Informationen findet ihr hier:

hxxps://www.transformativejustice.eu/de/was-sind-community-accountability-kollektive-verantwortungsuebernahme-transformative-justice-transformative-gerechtigkeit/
hxxps://www.wirsindallelinx.org/patriarchale-strukturen-sexualisierte-gewalt-und-der-umgang-damit-in-der-linken-szene/
hxxps://interventionistische-linke.org/sites/default/files/attachements/il-leitfaden.pdf
hxxps://machtfragen.noblogs.org/
zur Kritik an transformativer Täterarbeit: hxxps://machtfragen.noblogs.org/warum-transformative-taeterarbeit-scheitert/

Emotion und Repression

Der Staat hat das Ziel, euch zu vereinzeln und von politischem Widerstand abzuschrecken und verfügt dafür über viele Möglichkeiten: gewalttätige Cops, Ordnungsgelder, Gerichtsprozesse und Überwachung sind nur einige Beispiele. Die Konfrontation damit kann zu großem Stress und einem Gefühl der Ohmacht und des Ausgeliefertseins führen. Umso wichtiger ist ein offener und solidarischer Umgang damit in eurem Umfeld. Nehmt euch regelmäßig Zeit, um euch bestmöglich auf Repressionsmaßnahmen vorzubereiten und vor allem, um über die emotionalen Folgen der [Androhung von] Repression zu sprechen. Seid füreinander da! [ siehe Punkt 1]

‚Out of Action‘

In vielen Städten bundesweit gibt es ‚Out of Action‘ – Gruppen, die als „emotionale Erste Hilfe – Gruppen“ gegen die Auswirkungen von Repression und Gewalt kämpfen, indem sie Informationen zugänglich machen und bei der Bewältigung schwieriger Situationen unterstützen.
Angeboten werden regelmäßige vertrauliche Gespräche oder Workshops zu den Themen Stress, Überlastung, Trauma und Vor-/Nachbereitung von Aktionen.

Weitere Informationen findet ihr unter:
hxxps://outofaction.blackblogs.org .

📸8. Wege und Kameras

Überlegt euch sichere und geeignete Treffpunkte, sowie Anfahrtswege und Abfahrtswege für eure Anliegen. Achtet auf dem Weg zum Treffpunkt auf mögliche Kameras und darauf, diese zu umfahren oder zu umgehen. Plant mehr Zeit für die Wege zu Treffpunkten ein um Umwege fahren zu können, sodass ihr euch sicher sein könnt, dass ihr nicht verfolgt / oberserviert werdet. Fahrt dafür zum Beispiel durch Waldstücke oder ähnliches, wo ihr gut sehen könnt, ob jemand hinter euch ist. Oder wechselt beispielsweise die Transportmittel auf eurem Weg. Nehmt vor allem nicht eure Handys mit! Eure Wege sind sonst sehr genau nachvollziehbar und sie sind mögliche Abhörgeräte.

Bedenkt auch das Haustüren oder andere Orte von den Cops obersviert und mit einer Kamera versehen sein können. Schaut also, wann ihr das Haus verlasst. Plant Zeit ein, das Haus vor Aktionen sehr viel früher zu verlassen und wieder zu kommen. Achtet darauf, mit wem ihr das Haus verlasst und auch mit wem ihr wo rum steht etc. Solche Aufnahmen können als vermeintliche Beweise verwendet werden, sowie Verbindungen und Strukturen sehr gut aufdecken oder von den Cops herbeigedichtet werden.

Wenn es bei Aktionen nicht zu verhindern ist, dass ihr dabei abgefilmt werdet von installierten Kameras, achtet besonders darauf euch unkenntlich zu machen. Und bedenkt die sichere Entsorgung der getragenen Kleidung und abgefilmten Dinge, sowie dass ihr euch umzieht, bevor ihr beispielsweise wieder nach Hause geht.

Wenn ihr euch Wege raussuchen und recherchieren müsst, achtet auf digitale Sicherheit! Verwendet am besten nur Tails oder VPN und Tor. Wenn ihr euch Karten ausdruckt achtet darauf, diese nach Gebrauch sicher zu entsorgen, z.B. zu verbrennen. Auch bei der Kommunikation und den Absprachen über Wege und Treffpunkt müssen sichere Kommunikationswege beachtet werden. Und auch bei sicheren Kommunikationswegen sollte darauf geachtet werden, nicht Treffpunkt, Datum und Uhrzeit in eine Nachricht zu schreiben.

Bei vielen Aktionen macht es Sinn, Leute einzuplanen, die scouten, d.h. Wege auschecken, schauen ob dort unbeteiligte Personen sind, die dort nicht sein sollten und somit über die aktuelle Lage berichten können. So können Pläne dementsprechend angepasst werden. .

🧤9. Kleidung

Je nachdem was ihr vorhabt solltet ihr eure Kleidung darauf abstimmen. Bei Demonstationen ist es ratsam, sich das Format der Demo anzuschauen und abzuwägen, welches Aufteten zum Ausdruck der Veranstaltung passt und eventuell welcher von den Veranstalter*innen gewünscht ist. [ Beispielsweise bei Gedenkdemonstationen] . So ist es bei manchen Demonstationen durchaus sinnvoll, sich auch über Kleidung unkenntlich zu machen und sich als Block einheitlich schwarz zu kleiden. Bei breiter aufgestellten Veranstaltungen kann ein schwarzes Auftreten in mitten einer bunten Masse wiederum eher auffällig sein. Generell gilt: „Vermummt geht auch bunt“. Auch eine helle Cap oder eine FFP2-Maske veringern den eigenen Wiedererkennungswert.

hxxps://militanz.blackblogs.org/tag/kleidung/

Aber wie mache ich mich unkenntlich?
Sich schwarz zu kleiden bietet die Möglichkeit ,den Widererkennungswert einzelner innerhalb einer Masse zu verringern und passt sich bei flotteren Aktionsfomaten der Dunkelheit der Nacht an. Eine Mütze oder Cap verstecken deine Haare, Ohren und Kopfform. Schlauch-Tuch, FFP2-Masken oder Sonnenbrillen können Teile des Gesichtes verdecken. Handschuhe schützen und verstecken die Hände. Solltest du vorhaben etwas zu werfen etc. dann achte unbedingt darauf dafür ein extra paar DNA-freie Handschuhe zu verwenden. [ Siehe Punkt 10 ]
Generell sollten deine Klamotten unscheinbar sein. Große Markenlogos oder ausgefallene Schnitte können hier Widererkennungswerte schaffen. Auch gilt es, eng anliegende Klamotten zu vermeiden oder darauf zu achten, dass Tattoos etc. verdeckt sind. Diese können auch mit Pflastern abgeklebt werden.
Achte auch darauf, nicht bei jeder Aktion im selben Outfit aufzutauchen und nicht zwingend deine Lieblingsjacke anzuziehen, die du auch sonst gerne trägst. Dann brauchst du es auch nicht allzu traurig sein, falls du deine Sachen schnell loswerden musst.

Wechselklamotten
Für alle Aktionsformate gilt: Wechselklamotten sind extrem wichtig! Ob bei Tag oder bei Nacht und Nebel: verändert euer Aussehen, um gut zu Aktionen oder von Aktionen weg zu kommen. Nicht schwarze und trotzdem unauffällige Kleidung ist hier gefragt. Eine andere Jacke, ein zweites Paar Schuhe, ein bunter Schal oder eine andere Mütze können euer Aussehen in kurzer Zeit verädern. Achtet auch hier darauf, dass ihr keine Dinge anzieht, die ihr gern und oft tragt, sondern eher Dinge, die vielleicht weniger eurem sonstigen Stil entsprechen (zu verschenken-Kisten sind hier eine wunderbare Fundgrube). Ihr solltet aber auch nicht „verkleidet“ aussehen, sucht euch etwas heraus mit dem auch andere Leute in der Gegend herumlaufen würden.
Wenn ihr an Aktionsformaten beteiligt wart, die für die Ermittlungsbehörden von großem Interesse sein könnten, oder wenn ihr wisst, dass ihr gefilmt worden seid, ist es ratsam, alle erkennbaren Kleidungsstücke (Aktions- und Wechselkleidung) nach Gebrauch zu entsorgen. Auch wenn auf den verwendeten Klamotten nach der Aktion Spuren (Glassplitter, Farbe etc.) vorhanden sein könnten, ist es besser sich von ihnen zu trennen.

🧬10. Spuren

Ein wichtiger Bestandteil antifaschistischen Selbstschutzes ist die Vermeidung oder Minimierung von hinterlassenene Spuren bei Aktionen. Hierzu Kameraaufnahmen oder Digitale Spuren zählen. Um diese zu vermeiden siehe Punkt 8 „Spuren“ und Punkt 5 „Digitale Selbstverteidigung“. Auch können aber Fingerabdrücke oder DNA-Spuren zwecks Ermittlungen analysiert werden.
DNA-Spuren können aus verlorenen Haaren oder Hauschuppen gewonnen werden. Auch hinterlassenes Aktions-Material (Stein, Farbbehälter, Feuerwerk) oder ein Zigarettenstummel können DNA-Spuren enthalten. DNA ist ebenfalls durch Urin, Spucke oder Blut am „Tatort“ festzustellen. Dies gilt es wenn möglich zu vermeiden. Auch benutzte Materialien müssen möglichst spurenfrei verwendet und entsorgt werden.

Strategien zur Vermeidung, Prävention durch Schutzkleidung etc. oder zur Vernichtung von diesen Spuren finden sich in folgenden Broschüren und Texten:

→ hxxps://archive.org/details/dna_comic_web/page/n1/mode/2up

→ hxxps://militanz.blackblogs.org/tag/spuren/ .

📦11. Material

Besorgung

Der Einkauf selbst kann je nach Aktionsform mit unterschiedlich aufwendigen Vorkehrungen verbunden sein. Schätzt selbst ein, wie umfangreich ihr euch vorbereiten wollt – je nach Aktionsform und entsprechendem Repressionsrisiko. Arbeitet in jedem Fall gewissenhaft und sorgfältig. Grundsätzlich ist von dem Szenario auszugehen, dass jedes Material bei einer missglückten Aktion in die Hände der Bullen fallen könnte und sie somit präventiv so wenig Spuren wie möglich tragen sollten.

Egal, ob ihr klaut oder kauft: Achtet auf Kameras beim Einkauf eurer Materialien. Um euch unkenntlich zu machen nutzt Kleidung, die nicht wie eine Verkleidung aussieht [ siehe Kapitel „Wechselkleidung“ ]. Lasst euer Handy zuhause. Fahrt mit dem Fahrrad, geht zu Fuß oder nehmt den öffentlichen Nahverkehr. Kauft außerhalb eures unmittelbaren Wohnortes oder Szeneviertels ein. Bezahlt in bar und habt ausreichend Geld dabei. Wenn ihr nicht bezahlt, sondern klaut und dabei erwischt werdet, zieht einen Abbruch der Aktion in Betracht. Um nicht unnötig oft einkaufen zu gehen, macht euch vorab eine Einkaufsliste, welche Materialien in welchen Läden in welcher Kombination gekauft werden. Welche Materialien sind unproblematisch zusammen einzukaufen? Welche Produkte sollten wiederum nicht im gleichen Einkaufskorb landen? Plant mit welchem zeitlichen Abstand zur eurem Vorhaben eingekauft werden soll.
Lagerung

Macht euch vorab Gedanken über den Lagerort, sodass ihr nichts an Orten (zwischen-)lagern müsst, die mit euch in Verbindung zu bringen sind. Geeignete Orte können gereinigt in der Natur oder in einem euch nicht namentlich oder anderweitig zuordbaren Privatgelände sein. Werdet dabei kreativ und überlegt, welche Orte euch weder durch Meldeadressen, noch über von euch häufig genutzte Orte zuzuordnen sind. Es ist ratsam, den Lagerort nur so oft wie nötig und so selten wie möglich aufzusuchen.

Nutzung

Bevor ihr die Materialien benutzt, reinigt sie. Siehe dazu Kapitel „Spuren“. Auch hier gilt: Je nach Aktionsform braucht es mehr oder weniger aufwendigere Reinigung und Schutzmaßnahmen. Nehmt diese ernst, denn der „Trend“ der letzten Jahre zeigt, dass immer leichtfertiger Beschlüsse zur DNA-Entnahme vollzogen werden und die Datensammelwut nicht abzubrechen scheint. Umso wichtiger, sich genügend Zeit für die Planung der Besorgung, Lagerung und Entsorgung eurer Materialien zu nehmen.

Entsorgung

Nachdem ihr euer Material benutzt habt, muss es sicher entsorgt oder vernichtet werden. Plant Zeit und Wege für die Müllentsorgung mit ein. Bullen durchsuchen systematisch Mülleimer in Tatortnähe nach Material und Spuren. Macht euch deshalb Gedanken, wo und in welcher Entfernung ihr euer Material sinnvoll entsorgen könnt. Ist der Aktionsort beispielsweise mühsam spurenarm betreten worden und eure Handschuhe allerdings an der nächstgelegenen Bushaltestelle im Abfalleimer, so lauft ihr Gefahr, dass sie eure DNA oder Fingerabdrücke mit der Aktion in Verbindung bringen und belastbares Material gerichtlich gegen euch verwenden. .

🏃12. Abbruchsszenario

Aktionen sollten gut durchdacht und geplant sein. Zur Planung dazu gehört, sich über mögliche Abbruchsszenarien Gedanken zu machen und diese zu besprechen. Wenn es unklare Variablen gibt, Unvorhersehbares passiert oder andere Unsicherheiten im Raum stehen: Better safe then sorry. Vermeintlich kleine Fehler können starke Repressionen für dich und andere mit sich führen!

Mögliche Abbruchsszenarien sind:

… eine unklare Informationslage
…schlechte Planung
…mit dem Auto geblitzt werden
…beim Klauen erwischt werden
…die Polizei ist schon da
…eine Person war eingeplant und kommt an emotionale Grenzen
…ihr seid unter Minimalbesetzung
…Unsicherheitsgefühl „Better safe than sorry“ [ Punkt 7 Emotionen und Fürsorge an ]
…ihr findet die Aktion inhaltlich oder politisch nicht tragbar und möchtet dafür das Maß an Repression nicht in Kauf nehmen

Wenn ihr euch dafür entscheidet, eine Aktion abzubrechen, analysiert im Nachhinein, was eure Gründe dafür waren und was ihr beim nächsten Mal besser machen könnt. Macht euch Gedanken darüber, ob die Aktion an einem anderen Zeitpunkt doch noch durchgeführt werden kann oder ob ihr es besser sein lassen solltet. .